Achtet aufeinander

Beate Harder

von Pastorin Beate Harder, Friedensgemeinde Kiel


Die Adventszeit ist in diesem Jahr sehr kurz. Der Heilige Abend und das Weihnachtsfest sind schon zum Greifen nahe. Die Vorbereitungen fordern Konzentration und Kraft. Da entlastet Routine. Und die familiären oder individuellen Traditionen schaffen Erleichterung: Wir machen es so wie jedes Jahr, höre ich jetzt oft.

Die Geschäftigkeit dieser Tage kann jedoch auch zu einer Verengung des Blickes führen. Man fokussiert sich auf das Gelingen der persönlichen Planungen für das Fest. Das aber widerspricht dem Ansinnen, das uns die biblischen Texte in der Adventszeit vermitteln wollen: Wachsam zu sein und mit erhobenem Haupt wahrzunehmen, was um uns herum geschieht. Es geht so leicht über die Lippen, Weihnachten als das Fest der Liebe zu bezeichnen. Konkret bedeutet das, zu schauen, wie es meinen Mitmenschen geht. Tatsächlich ist es so, dass viele Menschen auch besorgt auf die Festtage schauen. Sie sind ängstlich, weil sie wissen, dass ihre Einsamkeit gerade in der Ruhe der Festtage besonders schwer auf ihnen lasten wird. Einsamkeit ist ein weitverbreitetes, individuelles und gesellschaftliches Problem.

Gerade in der letzten Woche vor dem Weihnachtsfest sollten wir alle uns fragen: Wer ist in meiner weiteren Familie, in meinem Bekanntenkreis oder in der Nachbarschaft einsam? Wie kann ich Aufmerksamkeit oder gar Gemeinschaft schenken? Wer einsam ist, leidet unter ernstzunehmenden seelischen Schmerzen. Diese zu lindern, ist eine weihnachtliche Aufgabe. Ein Besuch, eine Einladung oder ein Hinweis auf einen offenen Weihnachtsabend in der Kirchengemeinde können da ein entlastendes Weihnachtsgeschenk sein.

Die kommenden Tage bieten die Gelegenheit, die Mitmenschen in den Blick zu nehmen und sich zu überlegen, wie ich einem einsamen Menschen an den Weihnachtstagen Gemeinschaft schenken kann. Dafür sei allen heute schon gedankt.