Einfach nur da

„Wenn es Gott gibt, wie kann er das zulassen?“ Das ist wohl die Frage, die mir am häufigsten gestellt wird. Wenn ein Mensch einfach zu jung stirbt oder an einer qualvollen Krankheit leidet. Oder wenn wir durch die Nachrichten die großen Katastrophen, Kriege oder Gewalttaten mitansehen müssen. Und manchmal reicht ja auch der Blick vor die eigene Haustür.
Da kann man schon ins Zweifeln kommen.
Noch stärker nagt es an einem, wenn die eigene Person oder das eigene Leben betroffen sind. Dann kommen unter Umständen noch die Zweifel zur eigenen Plage dazu.
Als ich vor einigen Jahren einen schweren Unfall hatte, der wirklich böse Folgen für meine Gesundheit hätte haben können, wurde ich nicht nur einmal gefragt: „Na, wo war er denn nun, dass ausgerechnet dir das passiert?“ Mal abgesehen davon, dass ich mich nicht für besser als andere halte und garantiert keinen besseren Draht zu Gott habe als andere (auch, wenn man das Pastorinnen und Pastoren gern unterstellt), habe ich in dieser existenziellen Situation gewusst: Gerade jetzt ist er da.
Um einiges schöner, zuversichtlicher und dabei viel einfacher als ich konnte das eine ältere Dame ausdrücken, die ich ganz am Anfang meiner Berufslaufbahn einmal besucht habe. Sie saß mir strahlend gegenüber. Und das, obwohl vieles von dem, was sie mir in unserem kurzen Gespräch aus ihrem Leben erzählte, alles andere als zum Strahlen war. Aber diese Frau hat nie den Kopf hängen gelassen und immer versucht, aus ihrer Lage etwas zu machen. Und als ich sie fragte, woher sie diese positive Energie nimmt, was sie zu so einer Freude anregt und sie das Leben so bejahen lässt, da sagte sie ganz einfach: „Der liebe Gott ist bei mir. Da glaub ich ganz feste dran. Und da bringt mich auch keiner von ab!“