Möwe schenkt Hoffnung

Pastorin Wiebke Ahlfs

© Jürgen Schindler

von Wiebke Ahlfs, Pastorin in der Klinikseelsorge im Städtischen Krankenhaus Kiel und im Hospiz Kieler Förde


Vor einiger Zeit stand ich am Fenster, guckte hinaus, während ich telefonierte. Und auf einmal sah ich eine Möwe mit einem grünen Zweig im Schnabel…

„Wow!“, schoss es mir durch den Kopf. „Was für ein Hoffnungszeichen!“ Sofort musste ich an Noah denken. Diesen Einzelgänger, der sicher viel Spott und Hohn aushalten musste – für seinen Glauben und für sein Verhalten. Denn Noah machte nicht mit bei Hass und Gewalt, bei Rassismus und Egozentrik. Noah glaubte fest an den Wert von Zuwendung, Liebe, Miteinander. Gegen all das Gejohle seiner Mitmenschen vertraute er auf Gott. Überlebte in einer Arche die große Sintflut. Ließ Vögel losfliegen, um herauszufinden, ob es festen Boden gibt. Freute sich über den grünen Zweig im Schnabel. Hoffnung auf das Gute prägte sein Leben.

Und was prägt mein Leben? Lasse ich mich anstecken vom Negativen? Meckere ich mit, wenn alle meckern? Zeige ich mit dem Finger auf die, die fremd erscheinen? Schlage ich auf andere ein – und sei es nur, um den Druck von oben auszuhalten? Oder aus Langeweile? Was prägt mein Leben?

Wie Noah möchte ich festhalten an dem Wert von Miteinander, Zuwendung und Liebe. Ich möchte immer wieder neu zugehen auf Menschen. Dazulernen. An der Seite derer stehen, die kaum noch Mut haben. Hoffnung schenken. Denn: Es kommt auf mich an. Und auf dich. Unser Tun und Nichttun macht den Unterschied.