Was heißt hier Auferstehung?

Stefan Block

von Propst Stefan Block


Freitagabend, Radioübertragung vom Länderspiel Deutschland-Frankreich. Der Stadion-Reporter: „Was für eine Auferstehung für die deutsche Mannschaft!“ - Ich schüttele beim Zuhören ein wenig den Kopf: „Auferstehung“? Angesichts der echten Hoffnungslosigkeiten unserer Zeit ist „das Wunder von Lyon“ doch eines mit recht bescheidender Reichweite …

Ostersonntag früh: Wir versammeln uns in unserer Kirche. Sie ist finster, so wie die Welt gegenwärtig. Und beim Schein einer Kerze hören wir die alte Geschichte von den Frauen, die aller Hoffnung beraubt, zum Grab Jesu gehen. Sie wollen an ihm noch letzte Trauerrituale vollziehen - und so ihre Hoffnungen begraben: auf eine gerechtere, bessere Welt.

Menschen an Gräbern begrabener Hoffnungen und Träume - auch heute: Russische am Grab von Alexei Nawalny. Ukrainische hier, jüdische wie palästinensische dort: Sie alle trauern. Um ein verlorenes Leben, um ihr Leben in Frieden.

Und dann das: Das Grab ist leer, damals vor den Toren Jerusalems! Ein Grund zur Freude? Nein, wenn dort, wo Menschen mit ihren Hoffnungen abschließen wollten, Leere gähnt, dann ist das wohl eher ein Grund für Entsetzen! Können wir uns nicht einmal mehr auf den Tod verlassen? Nicht einmal darauf, dass das Leben eben ungerecht ist und tödlich endet? Ist der Tod nicht mehr der heimliche Herrscher der Welt? All unsere deprimierenden Sicherheiten stellt das leere Grab am Ostermorgen mit einem Schlage infrage.

Ja, auch nach Ostern geraten wir immer wieder an Abgründe. Doch der, der am Kreuz vor dem größten Scheitern stand, spricht seit damals zu uns, während wir auf die Gräber in unserem Leben starren: „Du suchst den Herrn über Leben und Tod bei den Toten? Er ist nicht hier. Der Tod ist an mir, Christus, gescheitert!“

Deshalb, Auferstehung heißt: Der Tod hat nicht das letzte Wort. Und: Es darf gelebt, gekämpft werden für eine bessere Welt, auch und gerade mitten in aller Krise. Und schon jetzt gefeiert! Denn Gott ist größer!