Aufbruch ins Leben

Pastor Michael Marwedel

von Michael Marwedel, Johanneskirchengemeinde Neumünster


Wer schon einmal durch eine Knieverletzung wochenlang „lahmgelegt“ wurde, kennt die Situation. Mann oder Frau schleppt sich unter dauernden Schmerzen durch den Alltag. Wochenlange Schmerzen und keine Perspektive auf ein Ende schlagen auf unser Gemüt und machen uns missmutig und gereizt. Alles dreht sich nur noch um das eine Thema: Wie können wir diesen Kreislauf durchbrechen?

Jesu Jünger waren nach dem brutalen Ende Jesu am Kreuz vor Schmerz geschockt und gelähmt. Ihre bisherige Welt lag in Scherben. War jetzt mit seinem Tode diese Aufbruchsbewegung mit gestorben?

In einem Tunnelblick ist ihr Blick fokussiert auf das schmerzhafte Gesicht Jesu kurz vor seinem Tod. Dieser Anblick überstrahlt alle übrigen Eindrücke und Empfindungen.

Ganz tief im Inneren gibt es jedoch noch einen kleinen Funken Hoffnung, der glimmt ganz klein und unscheinbar, droht fast zu verlöschen. Zu Ostern, am grauen und fahlen Morgen, als die Frauen zum Grab Jesu pilgern, um ihrem Meister die letzte Ehre zu erweisen, bricht das Unvorhergesehene in das Leben der Jüngerinnen hinein. Der kleine Funken Hoffnung erhält neue Nahrung durch den Anblick des leeren Grabes:

Gibt es doch neue Hoffnung entgegen aller bisherigen brutalen Gewissheit?

Hat Jesu Leiden und Sterben ein Ziel gefunden zurück in eine neue Dimension des Lebens?

Das für den menschlichen Verstand unvorstellbare Ostergeschehen hat auf jeden Fall die Frauen und später auch die anderen Zeugen aus der Schockstarre zurück ins Leben geführt. Ostern durchbricht den Tod hin zu neuem Leben mit einer unbändigen Kraft, wie die Wurzeln eines Löwenzahns die lebensfeindliche Asphaltdecke überwindet und seine Blüte in den Himmel emporstreckt.