Befreiung vom Faschismus?

Pastorin Anna-Lena Koepke

© Stefanie Rasmussen-Brodersen

von Pastorin Anna-Lena Koepke | Klinikseelsorge UKSH Kiel


Das Ende des Zweiten Weltkriegs liegt in diesen Tagen 80 Jahre zurück. Eine lange Zeit, an die sich einige Menschen noch erinnern können, für viele andere erscheinen die Berichte vom Krieg und seinem Ende aus einer anderen Realität zu stammen. 

Die Welt war im Krieg, unbeschreibliches Grauen ist von Deutschland ausgesendet und verbreitet worden. Jahrzehnte hat es gebraucht den Kontinent wiederaufzubauen. Die Folgen des Krieges bleiben dennoch sichtbar, in den Städten und in den Menschen, die hier leben. 

Die Aufarbeitung und Anerkennung der unbeschreiblichen und individuellen Schuld erscheint mitunter als aussichtsloses Anliegen engagierter Menschen. „Wir haben davon nichts gewusst“ ist ein Satz, der in vielen Erinnerungen vorkommt und immer wieder zu hören ist. 

80 Jahre später sieht die Welt anders aus, hat sich verändert und ist gerade wieder in einem großen Umbruch. Doch etwas scheint ähnlich zu sein: Die Demokratie und das gelingende Zusammenleben der Menschen ist keine unantastbare Selbstverständlichkeit. Es ist und bleibt eine große Herausforderung die allgemeinen Menschenrechte im Großen und Kleinen Tag für Tag stark zu machen und sie nicht wieder zu verlieren. 80 Jahre Befreiung vom Faschismus und wir haben uns eine Partei, die als gesichert rechtsextrem eingestuft wird, als zweit stärkste Kraft in unser Parlament gewählt. Sollte wieder eine Befreiung vom Faschismus nötig werden, habe ich große Zweifel, dass sich in dieser Welt geeignete Befreier*innen finden werden.