Du bist gesehen

Johannes Hacker

© Jürgen Schindler

von Pastor Johannes Hacker, Luther-Kirchengemeinde Neumünster


Fast alle erinnern sich wohl an folgende Situation aus dem Sportunterricht. Zwei Schüler werden von der Sportlehrerin berufen, Mannschaften zu wählen. Alle anderen stellen sich in einer Reihe auf und irgendwie hofft jeder, nicht der oder die Letzte zu sein. Der oder diejenige zu sein, die bei jedem Blick durch die Reihe übersehen wird und am Ende sogar noch am liebsten dem anderen Team zugeschoben werden soll. Auch wenn Sie selbst nie erfahren mussten, solch letzter Schüler zu sein, so weist uns diese Situation auf ein tiefes Grundbedürfnis von uns allen hin.

Denn egal, ob beim Mannschafts-Wählen im Sportunterricht, in der Familie, von Freunden, auf der Arbeit oder über Instagram oder WhatsApp: Wir alle wollen gesehen werden. Wir wollen wahrgenommen werden. Und das nicht nur mit dem, was wir können und leisten, sondern auch mit dem, was wir erleben und was uns innerlich bewegt. Wir wollen im Grunde gesehen werden als die Person, die wir wirklich sind.

Manche Experten meinen sogar, dass Burnout häufiger durch fehlende Anerkennung ausgelöst wird als durch zu viel Arbeit. Wenn ich nicht gesehen werde, wenn mich niemand wahrnimmt, dann geht es mir nicht gut.

Wie gut ist es da, zu wissen, dass Gott mich sieht. In der Jahreslosung 2023 heißt es: Du bist ein Gott, der mich sieht (1.Mose 16.13). Das ist ein Zeugnis einer Frau, die in tiefster Verzweiflung und Ausweglosigkeit erlebt hat – Gott sieht mich. Er sieht mich und ich bin nicht allein.

Egal in welcher Situation Sie gerade sind. Ganz gleich, was auf Sie und uns in 2023 zukommen wird: Ob Schönes oder Schweres, ob Beängstigendes oder Hoffnungsvolles. Jeden Tag dürfen wir Gottes liebevolles Versprechen hören: Ich bin bei Dir – Ich sehe Dich.