Fürchte dich nicht

Beate Harder

von Pastorin Beate Harder, Friedensgemeinde Kiel


Fährt man in diesen Sommerwochen im vollen Regionalzug durchs Land, ist das Mithören von Gesprächen unvermeidlich. In verschiedenen Variationen habe ich öfter die sehnsuchtsvolle Frage aufgeschnappt: „Wird es eigentlich irgendwann mal wieder normal?“ Angesichts der hohen Zahl an Krisen, die uns schütteln wie ein rumpelnder Regionalzug, ist dieser Seufzer nur zu verständlich: Putins Krieg, die merkliche Preisspirale, die drohende Energieknappheit und die weiterhin gegebene Infektionsgefahr mit Corona sind nur der Anfang einer langen Liste. Diese Probleme lasten auf uns. Schwerer als in früheren Jahren.

In den Gottesdiensten am Sonntag steht das Thema Taufe im Vordergrund. Mit zu erleben, wie Kinder getauft werden, oder sich an die eigene Taufe zu erinnern, hilft in diesen Zeiten. Denn im Zentrum der Taufe steht der Zuspruch Gottes: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“

Die Erinnerung an diesen Zuspruch kann zuversichtlich stimmen. Auch wenn die Sorgen stärker sind als der Glaube. Denn die Kraft dieser Zusage hängt nicht an unserer kleineren oder größeren religiösen Hoffnung. Gott selbst hat jeden Menschen in der Taufe dieses Versprechen gegeben. Deshalb behält es seine Kraft, auch wenn die Gefährdungen es verdunkeln und unseren Glauben klein werden lassen.

Krisen, Probleme, ja selbst der Tod gehören zum Leben in dieser unerlösten Welt. Wie Glück und Freude sind diese negativen Phänomene Teile der Normalität. Wir müssen sie aushalten. Nichts hilft dabei mehr, als sich auf Gottes Ruf zu besinnen: „Fürchte dich nicht; du bist mein!“