Gewalt ist keine Macht

© Stefanie Rasmussen-Brodersen

von Pastor Andreas Lux, Kirchengemeinde Flemhude


Macht, denken wir, geht so: Der da ist unten, der dort ist oben. Und der dort oben sagt dem dort unten, was zu tun ist. So stellen wir uns Macht vor, aber ich glaube, das ist missverständlich.

Wenn ich zu jemandem sage: Kommen Sie mal her und putzen mir die Schuhe. Und diese Person springt auf und tut das. Dann habe ich ohne Zweifel Macht. Aber nur, weil dieser Mensch mir die Macht dazu verleiht. Er könnte nämlich auch sagen, du kannst mich mal, und es wäre vorbei mit meiner Macht. Ich könnte eine Waffe ziehen und drohen. Das wäre aber keine Macht, sondern Gewalt.

Macht und Gewalt sind ganz verschiedene Dinge. Sie werden oft verwechselt. Gewalt gebrauchen gerade jene, die keine Macht haben. Ich denke dabei an Gewalt von unten genauso wie an Gewalt von oben. Macht wird verliehen, oft auf Zeit.

Zu Himmelfahrt heißt es: Jesus Christus ist mächtig. Das hat man gerne mit Gewalt verwechselt. Aber Christus zwingt nicht. Er zwingt auch nicht zur Nachfolge und schon gar nicht zur Nachahmung. Er lässt uns unsere Freiheit und wartet darauf, dass wir ihm Macht über unser Leben verleihen.

Es gibt Zeiten, da wünschte ich mir, er wäre noch mächtiger. Und manchmal wünschte ich ihn mir auch gewalttätig, nämlich gegen die Gewalttäter auf Erden. Aber nein, Christus ist mächtig. Ich wünsche mir, dass er mächtig ist bei mir. Bei Ihnen. Und bei den vielen, die es nötig hätten, Gott gebe es.