Gut und Böse

Pastorin Birke Siggelkow-Berner

© Stefanie Rasmussen-Brodersen

von Pastorin Dr. Birke Siggelkow-Berner, Anscharkirchengemeinde Neumünster


„Böse“ – so stand es wohl ein Dutzend Mal auf kleinen roten Zetteln, die an die Kirchentür geheftet waren. Eine Schulklasse war zu Gast in meiner damaligen Gemeinde. Im Unterricht hatten die Jugendlichen sich mit dem Thema „Gut und Böse“ beschäftigt - und wollten nun einen Eindruck bekommen, welche Rolle das alles in der Kirche spielt.

Ich ließ sie auf Entdeckungstour durch den Kirchraum gehen und in sich selbst hineinhorchen: Wo spüre ich hier „das Gute“, wo „das Böse“? Mit grünen und roten Zetteln konnten sie die entsprechenden Orte markieren. Der Taufstein etwa fühlte sich für viele „gut“ an, ebenso die Kerzenleuchter. Die aufgeschlagene Bibel auf dem Altar dagegen löste widersprüchliche Reaktionen aus: Die Gruppe tauschte sich darüber aus, dass die Bibeltexte Menschen zu viel Gutem bewegen, aber auch für „böse“ Zwecke missbraucht werden können.

Doch warum die vielen roten Zettel an der Kirchentür? Das verstand ich erst, als die Jugendlichen es mir erklärten: Die Tür markierte für sie eine Schwelle. Hier drinnen war es anders als draußen. Hier fühlten sie sich in einem besonderen Raum, geschützt vor dem „Bösen“, das draußen bleiben musste. Wir kamen darüber ins Gespräch, wie das ist, mit dem Bösen da draußen, das wir ja doch nie ganz loswerden, wenn wir hineingehen in eine Kirche, das auch hier drinnen nicht einfach weg ist. Aber, so beharrten einige, das „Böse“ fühle sich hier trotzdem anders an, weniger bedrohlich, und hier könne es sich doch auch zum Guten verändern.

An diese Begegnung denke ich oft, wenn ich in einer Kirche sitze, einfach mal aufatme, in die Stille horche, meinen Gedanken nachgehe, bete. Ja, ein guter Ort ist das. Ein Raum, wo wir Gutes spüren können und es uns verändern kann. Ob Sie das ebenso nachempfinden können? Probieren Sie es doch bei Gelegenheit (wieder) einmal aus.