Kirchenasyl - ja bitte!
von Pastor Hajo Peter, Johanneskirchengemeinde Neumünster
Kirchenasyl – ja bitte! Wir leben in unruhigen Zeiten. Gerade, wenn es um das Thema der Flüchtlinge in unserem Land geht, sind die Gemüter schnell erhitzt. Ja, ich verstehe, dass nach Verbrechen wie in Solingen und an anderen Orten Menschen erschüttert sind und sich Sorgen machen. Keiner will, dass solche Taten hier in unserem Land geschehen. Wie oft aber gleiten die Meinungen dann ab in pauschale Urteile: die Fremden bzw. die Flüchtlinge sind schuld. Und damit verurteilt man zugleich all die Menschen, die mit wirklich schwierigen Lebensschicksalen als Flüchtlinge in unser Land kommen. Ich als Pastor, der derzeit in der Flüchtlingsarbeit tätig ist, erlebe solche Menschen immer wieder, sitze ihnen gegenüber und höre ihre Geschichten, erlebe ihre Not, oft ihre schiere Verzweiflung, weil sie dieses Land nach Rechtslage wieder verlassen sollen.
Dann wird oft die Frage nach einem möglichen Kirchenasyl gestellt. Das für den einen oder die andere auch gewährt wird, wenn nach eingehender Prüfung deutlich geworden ist, dass hier ein besonderer Härtefall vorliegt. So ist es zwischen der Kirche und den staatlichen Stellen vereinbart, dass es Fluchtschicksale gibt, die wegen ihrer menschlichen Härte noch einmal auf ihr Bleiberecht geprüft werden. Dazu ist das Kirchenasyl da. Nicht, um geltendes Recht zu umgehen, wie manche behaupten, sondern, um Menschen einen Schutzraum zu gewähren, die sich in einer besonderen Notsituation befinden. Und dies ist ein Segen!
Ich hoffe sehr, dass das Recht auf Asyl in unseren Kirchen weiterhin anerkannt bleibt - von der Politik und den Menschen in unserem Land. Es will nicht Straftäter schützen, sondern es will ein Zeichen der Menschlichkeit und Nächstenliebe sein, wo solche Mitmenschlichkeit einfach notwendig ist. Wir können darauf nicht verzichten. Darum: Kirchenasyl – ja bitte.