Kopfklarspüler und Hoffnungskompass
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von Pastorin Inga von Gehren, Trinitatisgemeinde Kiel
Wofür bin ich dankbar? Keine leichte Frage in der gegenwärtigen Zeit. Auch ich mache mir Sorgen um den Zustand der Welt. Oft bin ich darüber müde und muss wieder einen klaren Kopf bekommen. Dankbarkeit ist ein guter Kopfklarspüler. Und eine Art Hoffnungskompass.
Deswegen: Ich bin dankbar für Kaffee am Morgen, 20 Grad Raumtemperatur, frischgewaschene Haare, neue Schuhe, mein Nackenkopfkissen und Physiotherapie. Für Morgenlicht und Feierabend, für Wald und Strand, für meine Liebsten und für ein „ich verstehe dich“, wenn mir zum Heulen ist.
Ich bin dankbar für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, unabhängigen Journalismus und sorgfältig recherchierte Informationen.
Ich bin dankbar für alle Menschen in Wissenschaft, Industrie und Handwerk, die an Lösungen für Klimaneutralität arbeiten.
Ich bin dankbar für alle Menschen, die auf dem Weg dahin möglichst viel verzichten auf Flugreisen, Kreuzfahrten, Schnitzel und was sonst noch besonders klimaschädigend ist. Ich weiß, nicht leicht. Deswegen bin ich ja so dankbar für alle, die es trotzdem tun.
Ich bin dankbar für alle, die sich trotz mieser Bezahlung um unsere Kinder und Alten, unsere Mittellosen und Ausgebrannten, unsere Kranken und Sterbenden kümmern – in was für einem Zustand wäre die Welt ohne sie!
Ich bin dankbar für unser Grundgesetz und dass am Anfang steht: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Ich bin dankbar für alle, die wollen, dass das so bleibt.
Ich bin dankbar für Gott. Denn ich glaube: Gott glaubt an die Mühen der Menschlichkeit. Und gibt den Müden neuen Kraft. Das ist mein Hoffnungskompass.