Loslassen
von Diakonin Constanze Oetting, Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde Neumünster
Gerade war Herbstanfang. Die Tage werden nun merklich kürzer und so langsam verfärben sich auch die Blätter. Die Felder sind abgeerntet, und Äpfel, Birnen und Pflaumen zu Kompott und Gelee verarbeitet. Ich mag den Herbst mit seinen Farben und auch die letzten warmen Tage und Sonnenstrahlen genieße ich.
Auf den Stoppelfeldern kann man Drachen steigen lassen und das bunte Herbstlaub lädt uns schon bald zum Rascheln ein. Wir dürfen uns bei einer Tasse Tee zurücklehnen und träumen. Wir dürfen loslassen, was war.
Aber das Loslassen fällt uns manchmal schwer. Die Bäume lassen ihre Blätter manchmal auch erst in den Herbststürmen los. An manchem hängen wir noch sehr: an schönen Dingen, an netten Menschen, an verlorenen Träumen. Aber auch an manchem Schweren hängen wir noch: an ungelösten Fragen, an Beziehungen, die im Unfrieden auseinandergingen, an dem, was wir kennen und nicht geändert haben wollen. Vielleicht ist gerade jetzt ein guter Zeitpunkt aufzuräumen. Sowohl in unseren Häusern und Wohnungen, als auch in unserem Inneren.
Vielleicht brauchen wir wie die Blätter manchmal einen Sturm, der sagt: Lass los! Du kannst es wagen! Du wirst leichter! Erst im Loslassen sind wir gerüstet für die Zeit, die kommt. Nur ohne den Ballast der Blätter kann der Baum den Winter überstehen. So können auch wir uns einüben ins Loslassen und Fallenlassen.
Das ist gar nicht so einfach, Fallenlassen braucht Vertrauen. Vertrauen darauf, dass da einer ist, der mich auffängt und hält. Es sind die gütigen Hände Gottes, die uns im Fallen halten und auffangen. Bei ihm ist unser Leben geborgen alle Zeit.