Ostern - ein unverdientes Geschenk

Pastorin Simone Bremer

von Pastorin Simone Bremer, Vicelinkirche Neumünster


Sie kannte ihn nur vom Hörensagen. Ein alleinlebender, kauziger Mann, so wurde über ihn erzählt. Immer im Streit mit der Stadt. Das Haus, in dem er wohnte, verfiel zunehmend. Manchmal war er ihr begegnet, auf der Straße, oft schimpfend über die Zustände.

Nun war er gestorben. Ganz allein, ohne Angehörige. Ein Anruf aus einer fernen Stadt. Die Person am anderen Ende erzählte und erzählte, über eine Stunde lang. Sie hörte einfach zu. Immer an Nachhaltigkeit sei er interessiert gewesen und lebte gesund, vegan und sportlich. Zu Besuch sei er oft gekommen. Und am Küchentisch haben sie stundenlang geredet. Zugehört hat er und charmant war er. Und über seine Witze haben sie gemeinsam gekichert. Gekümmert hat er sich. Ein sehr bedeutsamer Mensch sei er gewesen.

Vor ihrem inneren Auge war er ganz geworden. Aus der zweidimensionalen Figur nach Hörensagen, war ein kompletter dreidimensionaler Mensch erstanden. Der Anruf war ein Geschenk. Licht in der düsteren Voreinstellung. Dankbar war sie.

„Der Herr ist auferstanden, ja er ist wahrhaftig auferstanden“, so hatte sie gelesen und sich wenig darunter vorstellen können. Aber jetzt hat sie begriffen- wahrhaftig auferstanden, mitten im Leben.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Osterfest. Schauen sie sich um und hören sie nach den leisen Tönen des neuen Lebens.