Reife Tomaten

Thomas Lemke

© Stefanie Rasmussen-Brodersen

von Pastor Thomas Lemke, Claus-Harms-Gemeinde Kiel


Neulich wurde wieder eine reif und wie groß sie war! Ich staune. Die extra-große, rote Tomate wiegt schwer in der Hand, als ich sie vorsichtig von der Pflanze löse. Sie duftet herrlich frisch, mir läuft das Wasser im Munde zusammen.

Ich mache uns einen kleinen Salat daraus mit Zwiebeln, Kräutern, Gewürzen und Schafskäse. Ein wenig Essig und Öl kommt auch dazu. Der fertige Salat schmeckte wunderbar! Ungespritzt, direkt aus dem Samenkorn herangezüchtet – quasi aus dem Nichts gewachsen. Ein echter Genuss ist das.

Ich komme ins Nachdenken. Eigentlich war ich ja etwas traurig, dass es nach dem hellen Sommer kürzere Tage und mehr dunkle Stunden gibt. Ich habe mich schon mal geärgert, bald typisch norddeutsches Schmuddelwetter. Aber dann diese Freude! Ähnlich geht es mir mit den Zucchini, die jetzt im September im Hochbeet immer neu heranwachsen. Oder den Äpfeln, die im Garten bald saftig zu ernten sind. Und seit dem Sommer gab es immer mal wieder frische Kartoffeln.

Herbst bedeutet nicht Verfall oder Ende, sondern Frucht, Fülle, Ernte. Davon darf ich leben: Saat und Ernte, Wachsen und Reifen, Hoffen, Pflegen, Warten und jetzt die Ernte. Wie gut, dass die Kleingärten gerade wieder neu entdeckt werden; Dass es Landwirte gibt und überall kleine, aber feine Hofläden entstehen.

In mir entsteht ein Bild: ähnlich ist es bei uns Menschen. Wir sind da zum Reifen und Frucht bringen. Nicht Vergehen und Sterben ist das Letzte, sondern Fülle. Ich freu mich schon ziemlich auf den Herbst.