Verzagtheit fasten

Pastor Daniel Rathjens

© Stefanie Rasmussen-Brodersen

von Pastor Daniel Rathjens, Bugenhagenkirchengemeinde Kiel


Vor einiger Zeit erzählte mir mein Sohn, dass er sich air up‘s gekauft hat. Ich fragte verdutzt nach: „air up? Was ist denn das?“ „Das ist eine Trinkflasche, die man mit Wasser füllt. Dazu gibt es Duft-Pods, die nach einem Geschmack riechen und dafür sorgen, dass das Wasser dann nach der Geschmackssorte schmeckt“, antwortete er mir und grinste dabei, als er hätte die geniale Lösung für ein riesiges Problem gefunden. Ich war tatsächlich sprachlos. Und schlagfertig wie mein Sohn nun einmal ist, entwaffnete er meinen skeptischen Elternblick mit den Worten: „Und Papa, jetzt trinke ich viel mehr Wasser als vorher!“ Mein Sohn wusste, wie er sich das aufgetragene Wassertrinken versüßen kann.

Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit, wie das Motto der diesjährigen Fastenaktion der evangelischen Kirche heißt, weiß ebenfalls das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden. Sieben Wochen lang erleben, dass Mitmenschlichkeit den Selbstwert stärkt. Sieben Wochen lang mal probeweise die Stresshormone mit der Winterkleidung in den Schrank hängen, damit Lebensmut und Lebensfreude trotz der bleibenden Belastungen und wöchentlichen Hiobsbotschaften stärker ins Blickfeld treten können. Sieben Wochen lang den Blick für das Schöne und Wohltuende um mich herum einüben und feststellen, dass all das schon längst da ist, ich nehme es nur nicht immer wahr. Die Einladung steht: Verzagtheit fasten!