Vielleicht gar nicht so schwer

von Pastorin Ragni Mahajan, Kirchengemeinde Gaarden


Erich Fried schrieb: „Dich, dich sein lassen, ganz dich. Sehen, dass du nur du bist wenn du alles bist, was du bist. Das Zarte und das Wilde, das, was sich losreißen und das, was sich anschmiegen will. Wer nur die Hälfte liebt, der liebt dich nicht halb, sondern gar nicht; der will dich zurechtschneiden, amputieren, verstümmeln.“

Dich dich sein lassen. Das gilt für Menschen. Das gilt für Gott. Das ist ein Plädoyer für Vielfalt und Weite. Es fängt beim Namen an. Gott hat so viele Namen und Gesichter. Allmächtige*r. Anfang und Ende. Anwältin der Witwen. Barmherzigkeit. Beschützer*in. Bruder. Brunnen des Heils. Christus. Dominus. Ewige. Ewiges Licht. Feuerwolke. Friedefürst. Gerechtigkeit. Geistkraft. Geist der Wahrheit. Hebamme. Heilig. Heilige Dreifaltigkeit. HERR. Himmlischer Vater. Hirt*in. Hoffnung. Holy Spirit. König der Herrlichkeit. Königin der Welten. Lebendige. Lebensatem. Lebenslicht. Lebenskraft. Licht der Welt. Liebe. Lord. Mitmensch. Mutter. One of Us. Pforte ins Leben. Quelle der Weisheit. Ruach. Retter*in. Schöpfer*in. Schwester. Sohn. Stärke. Tochter. Treue. Tröster*in. Tür. Überlebende. Überwinder des Todes. Ursprung des Lebens. Vater. Vater der Waisen. Versöhnende Kraft. Wahrheit. Weg. Weinstock. Zuversicht. Göttliche Pronomen: »X« oder »sier« oder „sie“ oder „er“.

„Dich, dich sein lassen, ob das schwer oder leicht ist? Es kommt nicht darauf an, mit wieviel Vorbedacht und Verstand, sondern mit wieviel Liebe und mit wieviel offener Sehnsucht nach allem… was du ist. Dann ist dieses dich, dich sein lassen, vielleicht gar nicht so schwer.“