Wo bist du

Pastorin Marion Hild

© Stefanie Rasmussen-Brodersen

von Pastorin Marion Hild, Matthias-Claudius-Kirchengemeinde Kiel


Ich schließe meine Tür ab, als ich das Haus verlasse. Und denke dabei: in der Türkei und in Syrien sind Häuser zusammengefallen, über den Betten und Tischen. Im Schlaf überrascht oder dann auf der Straße zusehen müssen, wie das eigene Zuhause zusammenbricht. Gott, wo bist du? Greifst du nicht ein?

Diesmal kann ich es nicht auf das Böse schieben, das in manchen Menschen noch groß ist. Diesmal ist es die Natur, die bebt und zerstört. Es zerreißt mir das Herz, wenn ich die Zerstörung sehe und die immer weiter steigenden Zahlen der Todesopfer. Gott, bist du auch dort?

Was kann ich tun? Mein Portemonnaie weit öffnen und spenden, damit es Hilfe gibt in der Not. Mein Herz öffnen, damit ich nicht verhärte angesichts des Leidens überall. Meine Seele öffnen und dir, Gott, meine Hilflosigkeit klagen. Ich will keine Erdbeben, Stürme, Krankheiten. Ich will, dass diese von dir gut gemachte Erde ein gutes und sicheres Zuhause ist für all die Menschen deines Wohlgefallens. Gott, bist du noch da?

Ich vertraue dir. Ich vertraue dir, dass du auch in den schlimmsten Zeiten da bist. Dass du Mut und Trost und Hilfe schickst. Und dass du Klagen und Weinen und Schreien hörst und mit uns teilst. Nur manchmal, Gott, wünschte ich, du würdest eingreifen.

Der Psalm verspricht: ‚Da ich Gott suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht.‘ Ich suche dich.