Regina Nitz
© Jürgen Schindler
Pastorin Regina Nitz

Aufbruch nach Sylt

Pastorin Regina Nitz verlässt die Kieler Paul-Gerhardt-Gemeinde.

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Sie weiß jetzt schon, was sie alles schmerzlich vermissen wird. Dennoch verabschiedet sich Pastorin Regina Nitz von der Kieler Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde im Stadtteil Neumühlen-Dietrichsdorf. Im Gottesdienst am Sonntag, 14. Januar, um 11.30 Uhr sagt sie tschüss. Danach packt Nitz ihre Sachen und wird Pastorin in Westerland auf Sylt.

„Mich reizen die Nordsee, die Dünen, die Luft und das Licht auf Sylt. Ich möchte Seelsorgerin sein für die Menschen, die in Westerland leben und für die ‚verrückten‘ Touristen“, sagt die Theologin und lacht. Seit sie 20 Jahre alt war, ist sie praktisch jedes Jahr für ein paar Tage auf die Insel gefahren, zum Ausspannen. Nun wagt sie dort einen Neustart, mit 57 Jahren und die Kinder gerade aus dem Haus. „Mit jeder neuen Stelle wird man eine andere Pastorin“, ist sie überzeugt.

Annähernd 12 Jahre hat Nitz in Neumühlen-Dietrichsdorf nicht bloß gearbeitet, sondern gelebt. „Wir haben gemeinsam mit dem ‚Büro Soziale Stadt‘ für den Stadtteil gekämpft und etwas auf die Beine gestellt.“ Dabei ging es ihr auch darum, das Leben in die Kirche zu holen. Das Gemeindehaus sollte ein sicherer und guter Ort für Alle sein. „Das Astroteam, der Englischkurs, die Yogagruppe haben hier ihr Zuhause gefunden“, freut sich die scheidende Pastorin. Eines ihrer schönsten Erlebnisse: wie bei der WM alle zusammen Fußball guckten, sich mit Chips und Flips vollfutterten und auf jedes Tor anstießen. Mit den beiden Grundschulen vor Ort hat sich eine feste Zusammenarbeit etabliert, daran ist Regina Nitz nicht ganz unschuldig. Sie reicht vom Gottesdienst für die 1. Klasse zusammen mit der Islamlehrerin bis zum sogenannten Lutherprojekt, wo die Kinder eine Reise in die Zeit der Reformation machen.

Die Pastorin initiierte – damals neu in der Kirchengemeinde - den regelmäßigen Familiengottesdienst: „Da ist die Kirche bis heute oft voll.“ Auch ansonsten durfte Nitz viel experimentieren in der Ev.-Luth. Paul-Gerhardt-Gemeinde. Sie verband Gottesdienste mit Literatur und Kunst, schlüpfte beim Feierabendmahl zu Gründonnerstag in die Haut berühmter Persönlichkeiten. „Die Gemeinde hat immer mitgezogen, dafür bin ich sehr dankbar und dafür, dass wir das als Team gewuppt haben. Die Wertschätzung, das gute Miteinander, die netten Kolleginnen und Kollegen - auch in der Region - werde ich vermissen“, wirft Nitz einen Blick zurück.

Auf der Liste „Das werde ich vermissen“ stehen außerdem das Kieler Schauspielhaus, das Heikendorfer Kunstmuseum und der Schönkirchener Turnverein. „Also ich habe echt Bedenken, dass ich auf Sylt eine so tolle Zumba-Gruppe finden.“

Jürgen Schindler,