Volkmar Zehner, Maren Schmidt, Charlotte Hartwig
© Jürgen Schindler
Volkmar Zehner, Maren Schmidt, Charlotte Hartwig (v. l.)

endlich leben

Themenwoche in der Offenen Kirche St. Nikolai befasst sich mit Sterben und Leben

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„Wenn jemand stirbt, wird das oft so nebenher erledigt. Die Angehörigen haben entweder nicht mehr den Mut zu trauern oder nehmen sich keine Zeit dafür.“ Eine Beobachtung, die die Kieler Pastorin Charlotte Hartwig gemacht hat. „Kaum einer redet mehr darüber, wie er sich würdiges Sterben vorstellt. Und wenn die Angehörigen dann vor schwierige Entscheidungen gestellt werden, erwischt sie das wie ein Kaltstart.“, weiß ihre Kollegin Maren Schmidt.

Darum haben die beiden Pastorinnen gemeinsam mit Kirchenmusiker Volkmar Zehner die Themenwoche „endlich leben“ organisiert: vom 18. bis 26. November in der Offenen Kirche St. Nikolai in Kiel am Alten Markt. Täglich gibt es entweder Musik, Literatur, Diskussion, Gebet oder Angebote für Kinder, die sich mit dem Sterben beschäftigen - und ganz ausdrücklich auch mit den Konsequenzen für das Leben daraus.

Mit den Jungen und Mädchen von fünf bis zwölf Jahren geht das Pastorin Charlotte Hartwig fröhlich, bunt und kreativ an. Für den Kinderkirchentag „Wie sieht der Himmel aus?“ am Sonnabend, 25. November, plant sie vier Stationen in der Kirche. Es gibt unter anderem Geschichten und natürlich basteln die Lüttn einen Himmel, und zwar nach ihren Vorstellungen. Zum Einstieg um 10 Uhr sind die Eltern mit dabei, genauso wie beim Ausklang mit einer Andacht um 13.15 Uhr. Eine Anmeldung über gemeindebuero@st-nikolai-kiel.de wäre schön, Familien aus der ganzen Stadt können aber auch spontan vorbeikommen.

Zwei Veranstaltungen der Themenwoche greifen explizit den „assistierten Suizid“ auf. „Du musst mir helfen, Schluss zu machen!“ Das bittet ein Vater seine Tochter nach einem schweren Schlaganfall im französischen Spielfilm „Alles ist gut gegangen“, mit Sophie Marceau in einer der Hauptrollen. Im Kommunalen Kino in der Pumpe ist er am Dienstag, 21. November, um 18 Uhr zu sehen. Hinterher sind die Besucherinnen und Besucher zu einem Gespräch im Foyer eingeladen.

In der St. Nikolaikirche diskutieren am Montag, 20. November, um 19 Uhr eine Medizinethikerin, eine Hausärztin und eine Seelsorgerin über die Sterbehilfe aus ihrer jeweiligen Perspektive. Und das Publikum ist eingeladen, sich an diesem Gespräch zu beteiligen.   Mit „Wer bestimmt mein Sterben?“ ist dieser Abend überschrieben, der weit über den „assistierten Suizid“ hinausblicken möchte, bei dem es nicht um richtig oder falsch gehen soll, sondern um einen verantwortungsvollen Umgang.

Ein Requiem ist strenggenommen eine eher düstere Komposition zu einer Totenfeier. Hingegen verspricht Kirchenmusikdirektor Volkmar Zehner für Sonnabend, 18. November um 19 Uhr: „Traumhaft schöne Musik, Melodien und Harmonien, die zu Herzen gehen.“ Mit dem SanktNikolaiChor, Solisten und Mitgliedern des Philharmonischen Orchesters Kiel führt er das Requiem von Maurice Duruflé (1902-1986) auf. „Das Werk ist nicht so modern, dass es wehtut, sondern im Gegenteil in der Musiksprache des Impressionismus verhaftet mit Inspirationen aus der Gregorianik“, lockt Zehner das Publikum.

Was wäre eigentlich, wenn vom 1. Januar an keine Menschen mehr sterben würden, der Tod schlichtweg streikt? Das ist das Setting des Romans „Eine Zeit ohne Tod“ von José Saramago, den der Literaturgottesdienst am Sonntag, 26. November, um 18 Uhr aufgreift. Mit diesem süffisanten Blick geht die Themenwoche „endlich leben“ an der Offenen Kirche St. Nikolai auch zu Ende.

Für sich hat Pastorin Maren Schmidt bereits den Schluss gezogen: „Es ist ein Gewinn für das Hier und Jetzt, wenn ich mich damit auseinandersetze, dass mein Leben endlich ist. Weil ich dann bewusst die Dinge tun kann, die mir am Herzen liegen.“

Das vollständige Programm der Themenwoche können Sie hier herunterladen.

Jürgen Schindler,