Helen Boldt, Rebecca Schoppe, Kira Schall
© Jürgen Schindler
Helen Boldt, Rebecca Schoppe, Kira Schall (v. l.)

Mit frei.luft.segen

Vikarinnen laden zu Klimastreik und CleanUp ein

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Nicht in der Kirche sitzen und warten, dass jemand kommt, sondern rausgehen und sich unter junge Leute mischen: Das möchte ein Team von angehenden Pastorinnen der Nordkirche. In Kiel schwingen sie sich am kommenden Freitag (15.09.) auf ihr Segensfahrrad und streiken mit fürs Klima. Am Samstag (16.09.) organisiert die Gruppe gemeinsam mit dem Naturschutzbund (Nabu) in Wellingdorf ein „CleanUp“ an der Schwentine.

„Auf dem Papier sind rund 20 Prozent der Kirchenmitglieder zwischen 20 und 30 Jahre alt. Aber in der Kirche tauchen sie praktisch nicht auf“, stellt Helen Boldt fest. Die junge Frau ist Vikarin an der Vicelinkirche in Neumünster, das heißt angehende Pastorin. Ein klarer Fall für Rebecca Schoppe, ebenfalls Vikarin, im Kieler Stadtteil Holtenau: „Wir haben halt kaum Angebote für junge Erwachsene, und die sind meistens eh schon woanders eingebunden.“ Für Kira Schall, Vikarin in Neumühlen-Dietrichdorf, kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken: „Dann gehen wir halt dahin, wo junge Leute schon sind und machen mit anderen gemeinsame Sache.“

Daraus entstanden ist „frei.luft.segen“, ein Projekt von insgesamt sieben Vikarinnen aus Schleswig-Holstein. Übrigens, auch ein Mann ist darunter. Mit dem sogenannten Segensrad, einem auffällig gestalteten Lastenfahrrad, tauchen sie dort auf, wo man Pastoren nicht unbedingt vermutet: gerade eben noch auf der Weinköste in Neumünster, diese Woche in Kiel und wenig später bei einer Mystery-Tour durch Brunsbüttel.

Am Segensrad freuen sich die Vikarinnen auf Gespräche und es gibt, wie der Name schon sagt, Segen. Auch beim CleanUp am Sonnabend in Wellingdorf. „Da treffen wir uns um 14 Uhr beim Café Luna und verteilen erst einmal Zangen, Eimer und Müllsäcke. In Gruppen gehen wir dann das Schwentine-Ufer ab und sammeln Kippen und Snack-Müll ein“, berichtet Kira Schall. Zwischendurch lassen sich bei dieser gemeinsamen Aktion mit dem Nabu auch Tiere beobachten und man erfährt mehr über ihren Lebensraum. „Hinterher laden wir alle zu Kuchen und einem Getränk ein“, freut sich die Vikarin der Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde. Die Begegnungen mit anderen und die Inspirationen, die sie von ihnen bekommt, empfindet Schall als Segen.

Segen heißt für ihre Teamkollegin Helen Boldt aber auch: „Wir brauchen diese Kraft, um aktiv zu sein, aber gleichzeitig gibt das Aktivsein uns Kraft.

Etwas Kraft in den Beinen kann am kommenden Freitag ebenfalls nicht schaden. Um 12.45 Uhr treffen sich junge Leute mit Fahrrad vor der Holtenauer Dankeskirche. Über die Hochbrücke geht es dann zum globalen Klimastreik von Fridays for Future auf den Kieler Exerzierplatz. An die 100 Mitglieder ihrer Kirchengemeinde zwischen 20 und 30 Jahren hat Vikarin Rebecca Schoppe eingeladen, mit einem persönlichen Brief. „Wir solidarisieren uns mit den Anliegen des Klimastreiks und stellen uns mit dem Segensrad mitten unter die Leute auf den Exer“, erklärt sie. Wenn es sich ergibt, möchte sie dort auch erzählen, wie sich die Nordkirche fürs Klima engagiert: „Vielleicht können wir uns gegenseitig unterstützen und etwas Segensreiches für die Menschen auf dieser Welt tun.“

Jürgen Schindler,