Linda Schiffling, Lena Näthke, Almut Witt, Daniela Fräter und Hartwig Wagemester
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Linda Schiffling, Lena Näthke, Almut Witt, Daniela Fräter und Hartwig Wagemester (v. l. im Uhrzeigersinn)

Neue Kompassgemeinde

Vier Kirchengemeinden schließen sich zusammen

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Eine lange Tafel, Kugelschreiber klicken: Der eigentliche Akt geht nüchtern über die Bühne in Altenholz, im Eivind-Berggrav-Zentrum. Die vier evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden am Westufer der Kieler Förde - Altenholz, Schilksee-Strande, Pries-Friedrichsort und Holtenau - haben am Sonnabend eine Fusionsvereinbarung unterzeichnet. Damit sind sie ab dem 1. Januar 2024 eine einzige große Kirchengemeinde, die neue Kompasskirchengemeinde.

Für Lena Näthke geht der Spaß damit erst richtig los. „Wir gehen mit gutem Vibe in die Sache rein, es wird neu, und es wird super“, davon ist sie überzeugt. Für die bisherige Kirchengemeinde Holtenau saß die Ehrenamtliche in der sogenannten Steuerungsgruppe, die die Fusion vorbereitet hat. „Ich möchte nicht darauf warten, dass uns der Himmel auf den Kopf fällt, sondern ich möchte die Zukunft der neuen Kompasskirchengemeinde mitgestalten, zum Wohle aller.“

Damit spielt Näthke auf die Veränderungen an, die der evangelisch-lutherischen Kirche bevorstehen. „Als die Diskussion um weniger Pastoren und den demographischen Wandel aufkam, gab es einen großen Aufschrei, und man hatte erstmal einen dicken Hals“, erinnert sich Hartwig Wagemester. Er hat für die Kirchengemeinde Pries-Friedrichsort die Fusionsvereinbarung mitunterschrieben und die Entscheidung in der Steuerungsgruppe mit vorbereitet. Denn an den Fakten kommt niemand vorbei: In den kommenden Jahren gehen mehr Pastorinnen und Pastoren in Rente als Theologiestudierende nachkommen. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Kirchenmitglieder stetig und damit auch die finanziellen Mittel. „Dieses Problem wollten wir vernünftig und optimal für unsere Gemeinden lösen“, betont Wagemester.

„Machen wir uns nichts vor. Für uns in der Kirchengemeinde Schilksee-Strande wäre die Alternative gewesen, dass wir weniger tun, weniger Angebote machen“, gibt Daniela Fräter, ebenfalls Mitglied der Steuerungsgruppe, unumwunden zu. Schon jetzt laste beispielsweise die Organisation des Gemeindefestes auf den Schultern von gerade einmal zwei oder drei Leuten. „Ich glaube, mit der Fusion finden sich mehr Menschen, die Lust haben, in Projekten zusammenzuarbeiten, einfach weil wir mehr Menschen sind, und weil man nach einem Projekt auch wieder auseinandergehen kann.“

Seit Oktober 2019 hat sich die aus allen vier Gemeinden paritätisch besetzte Steuerungsgruppe den Kopf zerbrochen, wie alle von einem Zusammenschluss profitieren können. Wer bringt welche Stärken ein, wo liegen die Chancen? Während die einen etwa in der Kirchenmusik gut aufgestellt sind, blüht bei den anderen die Seniorenarbeit.

„Und in der Jugendarbeit haben wir jetzt schon ganz viel gemeinsam auf die Beine gestellt“, freut sich Linda Schiffling, Diakonin aus Altenholz. Zur Freizeit für Konfirmandinnen und Konfirmanden sind im vergangenen Jahr erstmals 90 Jugendliche aus allen Gemeinden mit einem gemeinsamen Team losgefahren. „Das war ein Wow-Effekt und spürbar, dass ganz viel Lust und Energie da war, eine schöne Freizeit zu gestalten“, berichtet Schiffling begeistert. Im September haben außerdem alle einen Kinder- und Jugendtag gefeiert, noch im Oktober will man erneut zum gemeinsame „Konfi-Camp“ aufbrechen.

Für Schiffling und ihre Mitstreiter aus der Steuerungsgruppe ist bei aller Freude auch klar, dass es Menschen gibt, die dem Zusammenschluss skeptisch gegenüber stehen. Ihnen allen möchte Pröpstin Almut Witt Mut machen. Die leitende Geistliche des Ev.-Luth. Kirchenkreises Altholstein ist zur Unterzeichnung der Fusionsvereinbarung nach Altenholz gekommen. „Sie sind mit viel Ausdauer den Weg hin zur Kompasskirchengemeinde gegangen, und ich kann diesen gemeinsamen Geist spüren“, lobt Witt. „Die neue Kirchengemeinde wird ihre Chancen nutzen, da bin ich mir sicher. Sie wird nicht weiter weg, sondern im Gegenteil noch dichter als bisher an den Menschen in der Region sein und sie begleiten.“ Die Pröpstin bedankt sich bei allen Beteiligten für ihr außerordentliches Engagement und bringt ihren großen Respekt zum Ausdruck, was in diesem gemeinsamen Prozess geleistet wurde.

Jürgen Schindler,