Synodale lassen im Sitzungssaal Papierflieger steigen.
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Synodale lassen im Sitzungssaal "Ideenflieger" steigen

Klimaschutz und City-Kirchenarbeit

Ideen und Entscheidungen auf der Synode in Rickling

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Was brauchen Menschen, was können wir ihnen anbieten? Auf seiner Synode am Mittwoch, 12. Juli, in Rickling hat der Ev.-Luth. Kirchenkreis Altholstein einen Vormittag lang über die Bedeutung von Kirche in der heutigen Zeit diskutiert. Entscheidungen, den Klimaschutz sowie die City-Kirchenarbeit an St. Nikolai Kiel weiter zu fördern, fielen am Nachmittag.

„Unsere Arbeit soll Menschen dienen“, sagte Synodenpräses Michael Rapp in seiner Eröffnungsandacht. Insgesamt 65 Kirchenvertreter fällten an diesem Tag im Fichtenhofsaal in Rickling Entscheidungen auf diesem Weg.

Mit einem Beschluss stärkten sie die City-Kirchenarbeit an St. Nikolai in Kiel. Die Synode hatte im November den Weg frei gemacht für eine Kirchenkreispfarrstelle an St. Nikolai, die mit Pastorin Maren Schmidt besetzt wurde. Die Kirche am Alten Markt nimmt durch ihre Lage im Zentrum der Landeshauptstadt eine Sonderposition ein, wie Pröpstin Almut Witt in ihrer Einbringung bekräftigte: „Die Chance an der City-Kirche St. Nikolai ist, dass an diesem Ort soziale Arbeit, aktuelle theologische wie gesellschaftspolitische Themen und hochwertige Kirchenmusik zusammentreffen.“ Ehren- und Hauptamtliche, die die Kirche täglich offenhalten, zählen rund 190.000 Besucher und Besucherinnen im Jahr, darunter auch Obdachlose, die sich Essensgutscheine hier abholen können, Kunstinteressierte und Kreuzfahrer. Um alle Angebote aufrecht zu erhalten, war die zahlenmäßig kleine Kirchengemeinde St. Nikolai bereits seit Jahren auf finanzielle Unterstützung aus dem Kirchenkreis angewiesen.

Nun übernimmt der Kirchenkreis die Finanzierung des A-Kirchenmusikers und schafft Teilzeitstellen für Eventmanagement und Hausmeistertätigkeiten. Zusammen mit Sachmitteln investiert Altholstein rund 220.000 Euro jährlich, wobei eine Überprüfung nach fünf Jahren festgeschrieben wurde. Dem Beschluss vorangegangen war eine lebhafte und kritische Diskussion. Neben der Frage, ob in diesen Zeiten eine solche Verpflichtung angebracht sei, wurde diskutiert, inwieweit das Engagement des Kirchenkreises in St. Nikolai zu Lasten der anderen Altholsteiner Kirchengemeinden gehe. Pastorin Wiebke Ahlfs, Klinikseelsorgerin in Kiel, hingegen warb für die Unterstützung der City-Kirche: „Wir haben die Chance, ein positives Signal zu setzen und dieses Leuchtturmprojekt zu unterstützen.“ Die Vorlage wurde schließlich mit 39 zu 24 Stimmen bei zwei Enthaltungen beschlossen.

Kaum Gegenstimmen gab es bei den Beschlüssen zum Klimaschutz in der Synode. Aus seiner zweckgebundenen Rücklage stellt der Kirchenkreis im Jahr 2024 erstmalig 250.000 Euro für Klimaschutzmaßnahmen der Kirchengemeinden zur Verfügung. Gelder können unter anderem für die Anschaffung von Energiemesstechnik, eine Expertenberatung oder Heizsparprojekte in Anspruch genommen werden. Denn laut Beschluss sollen zukünftig vor allem Kirchen durchgängig niedriger beheizt werden, dafür die Besucher mit körpernahen Wärmequellen versorgt werden. Das bedeutet beispielsweise warme Sitzkissen statt hoher Raumtemperatur, und das soll Energiekosten und CO² Ausstoß reduzieren. Ein automatisches Monitoring wird etwaige Folgen für Feuchtigkeit und Raumklima der Gebäude im Auge behalten. Ziel im Kirchenkreis Altholstein ist es, den CO²-Aussoß aus Gebäudeheizung bis Ende 2028 um 50% zu reduzieren, bis Ende 2035 will der Kirchenkreis komplett klimaneutral heizen. Propst Stefan Block sagte dazu: „Es ist uns nicht versprochen, dass alles immer so bequem bleibt, wie es ist. Es hat auch etwas mit Verzicht zu tun, und wer das in der Politik verschweigt, der sagt nach meiner Meinung nicht die Wahrheit.“ Die Entscheidungen sind Teil der Umsetzung der Altholsteiner Klimaschutzstrategie, welche die Synode im März verabschiedet hatte.

Am frühen Nachmittag erschien noch Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein auf einen Kurzbesuch in Rickling. Er verabschiedete sich von den Synodalen, da er im Herbst in den Ruhestand gehen wird. Synodenpräses Michael Rapp dankte dem Bischof für seine Arbeit und trug ihm eine Ehrenmitgliedschaft im Kirchenkreis Altholstein an, welche der Bischof gerne annahm.

Vor allen Beschlüssen hatten sich die Synodalen einen Vormittag unter dem Titel „Immer wieder sonntags…“ ausgetauscht zur Frage, was Kirche Menschen anbieten kann. Lars Schulz und Diana Freyer vom Werk „Kirche im Dialog“ der Nordkirche waren dazu als Impulsreferenten geladen und ermutigten zu neuen Blickwinkeln und einer Kirche, „die rausgeht“. Von Tauffest und Musikangeboten bis Fahrradgottesdienst, auf dem Wochenmarkt oder an der Busstation, auch dort sei Kirche. Viel Potential für einen Erstkontakt berge ganz klassisch die Kita und ihre Beziehungsarbeit, erklärte Synodale Anette Schneider: „Kinder und Eltern erleben in unseren evangelischen Kitas das warme Gefühl im Herzen, Gott wird erfahrbar gemacht.“ Pröpstin Almut Witt sprach sich dafür aus, nicht für die Menschen Pläne zu machen, sondern gemeinsam mit ihnen, „auch wenn uns das manchmal schwerfällt“. Pastorin Annbritt Menck hatte sich auf der Synode mit neuen Gottesdienstformen beschäftigt und wünschte sich nach dem Vormittag Freiraum für Ideen: „Wir müssen uns einfach auf den Weg machen und ganz viel Mut haben.“ Kirche als eine diakonische Instanz sieht Falk Stadelmann, Vizepräses der Synode, in der Zukunft. Er dankte zum Abschluss dem Vorbereitungsteam und schloss: „Das war ein Vormittag, der Mut schöpft“.

Am Ende der Tagung würdigte die Synode Altholstein noch in einem kurzen Gedenken und Gebet die ehemalige Ministerpräsidentin Heide Simonis, deren Tod gerade bekannt geworden war.

 

Stefanie Rasmussen-Brodersen,