Propst Stefan Block
© Anna Leeste-Matzen
Propst Stefan Block

Zum Überfall auf Israel

Brief von Propst Stefan Block

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„Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind und verbindet ihre Wunden.“ (Psalm 147,3)

Liebe Schwestern und Brüder, der schreckliche und gewissenlose Überfall der Hamas auf Israel empört und bewegt mich wie sicher auch Sie und Euch alle. Die Nachrichten wühlen mich auf, deprimieren mich zugleich. Und meinem Gebet fehlen angesichts dessen, was dort im Heiligen Land geschieht, manchmal die Worte.

Aus den Gemeinden unseres Kirchenkreises erreichen mich Fragen nach einem Wort unserer Kirche dazu. Es gibt sie in den Medien. Und auch bei der Verabschiedung von Bischof Gothart Magaard am vergangenen Sonntag (unter Mitwirkung des jüdischen Kantors Walter Pannbackers aus Kiel) waren deutliche und betroffene Worte aus dem Mund von Bischof Magaard und Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt zu hören. Beispielhaft verweise ich außerdem auf das Wort der Landesbischöfin bei einer Kundgebung in Hamburg am vergangenen Montag (siehe Link).

Am vergangenen Montag machte ich mit einer ökumenischen Delegation aus Neumünster einen langgeplanten Besuch bei der liberalen jüdischen Gemeinde in Kiel. Wir trafen dort mit dem Landesrabbiner Isak Aasvestad und dem Antisemitismusbeauftragten des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein Walter Pannbacker zusammen. Während des Gesprächs surrte mehrfach das Handy von Walter Pannbacker. Und er erläuterte, dass dies die Warn-App sei, mit welcher in Israel vor Raketenangriffen der Hamas gewarnt würde. Diese Präsenz der grausamen Ereignisse hätte nicht bedrückender mitten in unserer Begegnung stehen können.

Wir sprachen auch über das Gebet um Frieden in diesen Tagen. Und man erzählte uns von einem Telefonanruf eines muslimisch-palästinensischen Freundes, der nun in Europa lebt. Dieser drückte gegenüber seinem jüdischen Freund seinen Schmerz aus angesichts der Gewalt gegen die israelischen Menschen im Grenzgebiet, auch sein Verständnis für militärische Gegenreaktionen der Israelis. Aber er schloss mit einer Bitte an seinen jüdischen Freund in Kiel: „Bitte bete trotzdem auch du für meine Mama und meinen Papa in Gaza, die jetzt den Bomben eurer Flugzeuge ausgeliefert sind!“

Was soll man da noch sagen? Ist es nicht genau das Dilemma? Meine tief empfundene Solidarität gilt uneingeschränkt den jüdischen Menschen, die in diesen Tagen brutal überfallen, ermordet, entführt worden sind. Und zugleich fühle ich auch mit denen, die in Gaza nun den verständlichen Gegenschlägen ausgesetzt sind, denen der Staat Israel gegenwärtig die Wasser- und Lebensmittelzufuhr verweigert, die nicht wissen, wohin sie fliehen sollen. Ich möchte beten für beide Seiten – und für alle, die vielleicht diese sinnlose Gewalteskalation beenden helfen können.

„Unsere Herzen sind zerbrochen.“ Unter dieser Überschrift wenden sich in diesen Tagen Friedensinitiativen aus Israel und Palästina an die Weltöffentlichkeit. Eine solche ist die paläs-tinensisch-israelische Friedensorganisation „Parents Circle – Families Form“. Auch dazu sende ich Ihnen diesen Link.

Seit Jahrzehnten engagieren sich dort Eltern „beider Seiten“, die den Tod ihrer Kinder und Angehörige in diesem Konflikt beklagen, gemeinsam für den Frieden. Aus ihrer Verlautbarung möchte ich nun am Ende zitieren: „Die nicht länger zu leugnende Wahrheit ist, dass sich die Situation ändern muss. Wir haben zu viel Blutvergießen und Schmerz erlitten, zu viele Tränen geweint. Dies ist ein Moment für alle daran beteiligten Seiten, über die Sinnlosigkeit des anhaltenden Konflikts nachzudenken und die gemeinsame Menschlichkeit zu erkennen, die uns alle verbindet.“

Liebe Geschwister, wenn Sie sich hilflos fühlen, so kann ich dies verstehen und teile dieses Gefühl. Und zugleich lade ich Sie ganz herzlich im Sinne dieses Schreibens ein zum Gebet – und zur Unterstützung derer, die auch jetzt noch für den Frieden arbeiten.

In herzlicher Verbundenheit Propst Stefan Block (auch für die abwesende Pröpstin Almut Witt)

Propst Stefan Block,