Szene aus der Chorprobe
© Jürgen Schindler
Voller Einsatz für Chor und Chorleiter beim Projekt "Die Passion"

Das Ziel fest vor Augen

Chor bringt Passionsgeschichte mit Popsongs auf die Bühne

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Bap-bap-bap, baada-ba-dap-bap. Es klingt irgendwie bekannt. In Neumünster, in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche. Bis zu 90 Sängerinnen und Sänger treffen sich dort jeden Mittwoch zur Probe. Aus dem Bap-bap-bap entwickelt sich eine Melodie und spätestens beim Refrain ist alles klar: „Ein Hoch auf uns, auf dieses Leben“. Das ist der Hit von Andreas Bourani, den spätestens seit der Fußball-WM 2014 jeder kennt.

„Ich finde es toll, dass wir beim Proben ein Ziel vor Augen haben“, sagt Tenor Jens. Dieses große Ziel heißt Stadttheater Neumünster, 23. März 2024. Auf der Bühne feiern dann Jesus und seine Jünger zum Bap-bap-bap ausgelassen ein Fest, so etwas wie die Holstenköste vielleicht. Das ist eine der ersten Szenen von „Die Passion“, ein Musicalprojekt von Kirchenmusikern aus Heide, Itzehoe und Neumünster. Mit 19 aktuellen Songs zwischen Rock, Pop und Hip Hop wollen sie die biblische Leidensgeschichte Jesu ins Hier und Jetzt transportieren. „Es ist eine Geschichte von Verrat und Mord, aber auch von der Liebe und von Jesus, der unsere Welt bis heute verändert hat“, erklärt Christoph Merkel, der Chorleiter in Neumünster.

Viele der Sängerinnen und Sänger hat Merkel persönlich angesprochen, gefragt, ob sie bei diesem Musical mitmachen. „Ich habe gleich Hier geschrien“, erzählt Susanne aus dem Sopran. Sie findet die Chor-Arrangements teilweise herausfordernd: „Aber das muss am Ende schon perfekt sein, den Anspruch habe ich.“ Susanne hat bereits Chorerfahrung. Ihre Kollegin Wiktoria war sich anfangs nicht sicher. „Ich habe mir gesagt: ich guck mal. Aber jetzt macht es richtig Spaß“, freut sich die junge Frau.

Im Projektchor sind die Ältesten rund 80 Jahre alt, die Jüngsten besuchen den Konfirmandenunterricht. Dazwischen sind viele um und bei Ü40. Khadija ist 16 und findet es gut, mit Erwachsenen zusammen zu singen: „Dadurch klappen die Proben einfach super gut, und weniger chaotisch, als wenn es nur junge Leute wären.“ Obwohl alle Lieder von heute sind, hat sie sich einige erst einmal auf Spotify angehört, um sie kennenzulernen. Kein Wunder, schließlich hatten beispielsweise „Die fantastischen Vier“ ihre Glanzzeit in den 90ern, und einer ihrer Hip-Hip-Songs taucht ebenfalls bei „Die Passion“ auf.

Chorleiter Christoph Merkel hat die bunte Truppe gut im Griff. Nach der achten Probe funktionieren etliche der 3-stimmigen Stücke schon ganz gut. Auch die Band probt bereits parallel. Was dem Chorleiter leichtes Kopfzerbrechen bereitet: „Uns fehlen noch zwei Solisten. Wir suchen Männer, die die kleineren Rollen von Paulus und von Petrus übernehmen wollen.“ Wer Lust habe, solle sich gerne bei ihm melden.

Anderthalb Stunden gibt Merkel ohne Pause bei der Probe in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche Vollgas. „Danach sind alle erledigt“, lacht er. „Inklusive der Chorleiter.“

Jürgen Schindler,