Pastorin Anke Fasse, Pastorin Maike Lauther-Pohl, Magdalena Drewes, Lorenz Gösta Beu-tin, Christiane Schubert, Max Mordhorst, Luise Amtsberg, Stefan Seidler, Bischöfin Nora Steen, Pröpstin Almut Witt
© Stefanie Rasmussen-Brodersen
Pastorin Anke Fasse, Pastorin Maike Lauther-Pohl, Magdalena Drewes, Lorenz Gösta Beu-tin, Christiane Schubert, Max Mordhorst, Luise Amtsberg, Stefan Seidler, Bischöfin Nora Steen, Pröpstin Almut Witt stehen im Altarraum der Heilandskirche

Demokratie-Kolleg in Kiel

Kirche stellt Fragen an Politik

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Statements, Gemeinsamkeiten, Widersprüche: In der Kieler Heilandskirche haben sich am Mittwochabend (22.1.) Politikerinnen und Politiker, die in den Bundestag wollen, zu aktuellen Themen geäußert. Auf der Agenda des Abends standen unter anderem Klimaschutz, Wirt-schaft, Frieden und Soziales. Eingeladen zu diesem Demokratie-Kolleg hatten die Ev. Akademie der Nordkirche, das Christian-Jensen-Kolleg und mehrere Kirchenkreise. Rund 50 Menschen verfolgten das Gespräch vor Ort, 120 schalteten sich online dazu.

Die Frage nach dem Standpunkt zum Klimaschutz war den Kandidaten im Vorfeld zugegangen. Während Christina Schubert (SPD) und Magdalena Drewes (CDU) die internationalen Bündnisse sowie die Erfüllung des Pariser Klimaabkommens in den Blick nahmen, um Ziele umzusetzen, priorisierte Stefan Seidler (SSW) in seiner Antwort den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs. Schließlich seien Wohnen und Mobilität die größten CO₂ Verursacher.  Luise Amtsberg (Bündnis 90 – Die Grünen) zeigte sich überzeugt, dass der Ausbau erneuerbare Energien das Land zukunftsfähig machen werde.
Bischöfin Nora Steen, die alle Themenbereiche mit einem Blick auf den kirchlichen Bezug einleitete, hatte zuvor Klimaschutz und Klimagerechtigkeit eng verknüpft. Sie sagte: „Kein Klimaschutzprogramm der Welt ist etwas wert, wenn wir es nicht in die Mitte der Gesellschaft bringen.“ Ähnlich äußerte sich Lorenz Gösta Beutin (Die Linke). Für Max Mordhorst (FDP) bedeutet dieser Wunsch nach Akzeptanz der Maßnahmen, dass der Klimaschutz sozial bezahlbar bleiben müsse.

Im zweiten Themenbereich hatten die kirchlichen Gastgeber nach der Rolle Deutschlands in der weltweiten Friedenspolitik gefragt. Die Rüstungsausgaben zu erhöhen, könne der einzige Weg nicht sein, sagte Bischöfin Nora Steen. Die Vision eines wirklichen, biblischen Friedens müsse man beibehalten, ohne naiv zu sein. Das Gespräch auf dem Podium wandte sich dennoch auch dem Stichwort Verteidigungsfähigkeit zu. „Frieden in Unfreiheit kann es nicht geben“, betonte Max Mordhorst und bezog sich dabei auf die Unterstützung der Ukraine. Kritik kam von Lorenz Gösta Beutin. Die Bundesregierung habe in der Vergangenheit Konflikte völkerrechtlich mit zweierlei Maß gemessen. Als Beispiel nannte er die Unterstützung der Ukraine und die Aggressionen von Aserbeidschan gegenüber Armenien.

Ein erfolgreiches Friedensprojekt sei Europa selbst, erinnerte Christina Schubert und mahnte: „Verteidigungsfähigkeit ja, aber nur in Verbindung mit Gesprächen und Diplomatie.“ Magdalena Drewes wünschte sich für Deutschland eine international starke Position, aus der man zum Beispiel auf den neuen US-Präsidenten einwirken könne. Stefan Seidler wurde konkret, er wünschte sich ein Seesicherungsgesetz, um die Infrastruktur in der Ostsee besser zu schützen. Nicht nur Luise Amtsberg war sich des Wandels im Denken an Friedenssicherung bewusst. „Vor Krieg geschützt zu sein, bedeutet den Frieden. Das müssen wir aushalten“, sagte sie.

Im weiteren Verlauf des Abends beantworteten die Kandidatinnen und Kandidaten noch Fragen zu beispielsweise sozialen Themen, Migration oder der Situation von Beschäftigte im Öffentlichen Dienst. Teils wurden diese durch das Publikum gestellt, die Diskussion blieb lebhaft, aber sachlich.

Das kirchliche Demokratie-Kolleg hat bereits in der Vergangenheit vor Wahlen Kandidaten der Parteien versammelt, um ihren Standpunkt zu relevanten Themen zu hören. Moderiert wurde der Abend diesmal von den Pastorinnen Maike Lauther-Pohl (Ev. Akademie der Nord-kirche) und Anke Fasse (Christian-Jensen-Kolleg). Als Gastgeberin begrüßte die Kieler Pröpstin Almut Witt die Besucher in der Heilandskirche.
Im Nachgang zu sehen ist eine Aufzeichnung des Demokratie-Kollegs in Kiel auf dem YouTube-Kanal der Ev. Akademie der Nordkirche.

 

Stefanie Rasmussen-Brodersen,