
Ihrem Besuch schenkt Pastorin Margret Laudan den Kaffee gerne in Bechern vom Kieler Weihnachtsmarkt 2014 ein. „Gucken Sie mal, da ist unsere Andreaskirche als Motiv drauf“, sagt sie mit einem Anflug von Stolz in der Stimme. Schon bald wird Laudan dort zum letzten Mal predigen. Die Pastorin verlässt den Stadtteil Wellingdorf und geht in den Ruhestand. Im Gottesdienst am Sonntag, 14. Juli, um 14 Uhr entpflichtet sie Pröpstin Almut Witt von ihren Aufgaben.
Und davon hatte sie in den zurückliegenden elf Jahren jede Menge. Als Eine-Frau-Pfarrstelle lief vieles in der Ev.-Luth. Andreasgemeinde auf die Pastorin zu. Die Sanierung der Andreaskirche zum Beispiel war und bleibt ein Großprojekt. „Allein schon die Planung, dann die Gelder zusammen zu kriegen, das Dach neu zu machen: Das war schon ein größerer Aufriss und eine arbeitsreiche Zeit“, blickt Laudan zurück. Die Betonpfeiler sind übrigens als nächstes dran. „Aber wir unterhalten ja das Gebäude, damit der Glaube lebt, damit die Gemeinde Raum hat, ihn lebendig zu gestalten“, betont die engagierte Theologin.
In ihrem Amtszimmer reiht sich Regal an Regal, die Fachbücher stehen eng bis unter die Decke. Allein einen Festmeter nehmen ihre gesammelten Predigten ein. „Vielleicht mache ich im Ruhestand meine Doktorarbeit fertig, ein Kapitel habe ich damals schon geschrieben.“ Damals, das war im Herbst 2013, als Laudan von der Universität Greifswald zur Andreasgemeinde Wellingdorf wechselte. Ihr wissenschaftliches Arbeiten sei in all der Zeit unbemerkt in die alltägliche Arbeit eingeflossen. „Und ich werde auch immer mehr Praktikerin bleiben“, meint Laudan. Dazu passen ihre vielen Kontakte im Stadtteil, die unzähligen Besuche, die die Pastorin gemacht hat: zu Geburtstagen, Ehejubiläen, bei Krankheit. Laudan sieht in der Seelsorge eine Kernaufgabe. „Das sind die schönen Dinge, und bleiben auch im Ruhestand. Bausachen, Verwaltung und Finanzen, das gebe ich gerne in junge Hände ab“, lacht sie.
Mitte 30 ist der neue Pastor, Björn Severin, der ihr in der Andreasgemeinde im Herbst nachfolgen wird. Für Margret Laudan heißt es jetzt (Bücher-) Kisten packen, anschließend kehrt sie zurück nach Greifswald. Klar verlässt sie Wellingdorf mit einem weinenden Auge, gleichzeitig freut sich die musikbegeisterte Theologin aber schon darauf: „Ich darf wieder im Domchor mitsingen, der Flötenchor hat auch schon nach mir gefragt. Und vielleicht will der Posaunenchor mich auch mit meiner Trompete haben.“
Jürgen Schindler,