Du hinterlässt hier tiefe Wurzeln
Feierliche Verabschiedung von Propst Stefan Block
Übersicht aller NachrichtenMit einem feierlichen Gottesdienst in einer bis auf den letzten Platz besetzten Anscharkirche und einem kurzweiligen Empfang in der Neumünsteraner Stadthalle hat sich Propst Stefan Block in den Ruhestand verabschiedet.
Insgesamt 23 Jahre lang wirkte Stefan Block zunächst im Ev.-Luth. Kirchenkreis Neumünster, dann in Altholstein. „Du hinterlässt hier tiefe Wurzeln“, versicherte ihm Nordkirchen-Bischöfin Nora Steen. Sie war in die Anscharkirche gekommen, um ihn im Gottesdienst von seinen Aufgaben zu entpflichten. In der vorausgehenden Ansprache erinnerte sie daran, wie Block, gegründet auf seinen Glauben, ganze Landschaften gestaltet habe. Zuletzt im wortwörtlichen Sinne: Da erarbeitete er im Team neue Regeln für die Verpachtung von Kirchenland. „Das sind wegweisende Schritte hin zu einer klimafreundlichen Kirche und ich danke dir, dass du diese Arbeit fortsetzen wirst“, lobte die Bischöfin. Sie hob außerdem hervor, dass es Block stets wichtig gewesen sei, den öffentlichen Diskurs mit der säkularen Welt zu führen, besonders in Krisenzeiten. Dabei scheute er auch nicht den Konflikt, beispielsweise in der Frage um verkaufsoffene Sonntage in Neumünster im Jahr 2005.
„Deshalb werde ich nach 23 Jahren auch manchen um Vergebung bitten müssen“, sagte Block im Gottesdienst in seiner letzten Predigt als Propst. Unumwunden sprach er aus, dass er nicht alle Erwartungen - auch an sich selbst - habe erfüllen können. Er griff in seiner Ansprache dafür auf das Zitat des Theologen Helmut Gollwitzer zurück: „Krummes Holz - aufrechter Gang.“ Als „krummes Holz“, also als Mensch, der auch seine Schwächen habe, sei es entscheidend, aufrecht durchs Leben zu gehen. Block nannte das: „Leben im Ringen mit dem Unrecht, das täglich geschieht. Und Leben im beharrlichen Dennoch und Aber.“ Bei all den aktuell bestehenden Verunsicherungen gelte es schließlich Zuversicht zu bewahren, die Zuversicht auf Gott.
Unter großem Orgelgetöse steuerte am Ende des Gottesdienstes ein langes Defilee von Pastorinnen und Pastoren dem Ausgang der Anscharkirche zu. Kantor Sven Thomas Haase interpretierte die bombastische „Suite Gotique“ des französischen Komponisten Léon Boëllmann. Im Gottesdienst leitete er zudem den „Projektchor Anschar“.
Musikalisch setzte sich die Verabschiedung von Stefan Block in der Stadthalle fort. Er hatte sich gewünscht, dass das Jazz-Trio von Musiker Stefan Back aufspielte, und das tat es auch mit Saxophon, Kontrabass und E-Gitarre. Auf der Bühne der Stadthalle war eine klassisch-altmodisches Wohnzimmer aufgebaut. Auf dessen Sofa nahmen Block und seine Frau Karen Platz, in den Sesseln am Couchtisch saßen reihum Freunde und Wegbegleiter. In kurzen Interviews schilderten sie dem Moderator des Abends, Carsten Kock, wie sie Stefan Block zum ersten Mal begegnet waren. Natürlich gaben sie ihm auch gute Wünsche mit auf dem Weg in den Ruhestand. Jeder und jede hatte jedoch zusätzlich die Aufgabe, sich vorzustellen, was Stefan Block denn wäre, wenn er beispielsweise ein Auto wäre, ein Musikinstrument oder eben ein Büroutensil. „Dann wäre er ganz bestimmt ein Wiedervorlagemappe“, spekulierte Pastor Christian Kröger. Und der Saal lachte. Kröger zeichnete Block als einen Mann, dem kein Termin, kein Thema, ja einfach nichts je durch die Lappen gegangen war. Da könne man nur staunend sagen: „Boah, das ist Organisation“.
Gestaunt haben sicherlich viele der Gäste bei eine Quizrunde von „Wer wird Millionär“. Dabei mussten drei Kandidaten auf dem Bühne Fragen beantworten, die sich um den eher unbekannten Alltag von Stefan Block drehten. Was isst er am liebsten zum Frühstück? Wie verbringt er seine Mittagspause? Oder was hat er während eines Aufenthaltes in Oxford getan?
Mit Fingerfood und Getränken verfolgten das Publikum fasziniert, welche Seiten sie an Stefan Block noch so gar nicht kannten.
Dieser bedankte sich nach rund zweieinhalb Stunden Programm sichtlich bewegt von seinen Gästen und verabschiedete sich an dieser Stelle endgültig in den Ruhestand.
Jürgen Schindler,