Gedenktafel für die Rabbinerfamilie Posner
© Jürgen Schindler
Die Künstlerin Ute Diez hat die Gedenktafel gestaltet.

Gedenken an Rabbinerfamilie

Tafel an der Kirchenkreisverwaltung erinnert an Familie Posner

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Eine bronzene Gedenktafel erinnert ab jetzt an das Schicksal der Kieler Rabbinerfamilie Posner. Sie ist am Verwaltungsgebäude des Ev.-Luth. Kirchenkreises Altholstein am Sophienblatt 60 angebracht. „An dieser Stelle stand das Wohnhaus, in dem Rahel und Arthur Posner lebten. Hier entstand im Dezember 1931 das Foto, das um die Welt ging: Auf der Fensterbank ein Chanukka-Leuchter, im Hintergrund, auf der anderen Straßenseite, ist die Hakenkreuzfahne vor der Kreisgeschäftsstelle der NSDAP zu sehen“, erklärt Pröpstin Almut Witt. Auf ihre Initiative geht die Gedenktafel zurück, für die der Kirchenkreis auch vollständig die Kosten von rund 6000 Euro übernimmt.

Jenes von Rahel Posner aufgenommene Foto hat die Künstlerin Ute Diez zur Gestaltung inspiriert. Die Bronzetafel vermittelt Betrachtenden den Eindruck, als stünde man noch heute am Fenster und blicke hinaus. Von der Ehefrau des Rabbiners stammt auch der Satz „Juda verrecke, die Fahne spricht. Juda lebt ewig! erwidert das Licht.“, der in ihrer eigenen Handschrift als weiteres Gestaltungselement der Tafel auftaucht. Oben rechts hat die Künstlerin ein Leuchtmittel eingearbeitet. „Licht ist eine Metapher für die Wahrheit. Es ist ein Symbol für die Überwindung von schweren Zeiten. In der Gestaltung wirkt es als verbindendes Element“, erläutert Diez.

Die 45 cm breite und 35 cm hohe Bronzeplatte ist das Ergebnis intensiver Beratungen, an denen sich auf Einladung von Pröpstin Almut Witt auch die beiden jüdischen Gemeinden in Kiel beteiligt haben. Witt ist überzeugt: „Es braucht heute mutige Zeichen, um zu zeigen, dass das jüdische Leben zu uns und unserer Kultur gehört. Darum ist die Tafel als kleine Geste so wichtig. Wohlwissend, dass den eigentlichen Mut die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zeigen, die in ihrem Alltag bedroht werden.“

Durch die Tafel möchte Witt sichtbar machen, was nach der Zerstörung des Hauses im Zweiten Weltkrieg eben nicht mehr sichtbar ist: ein wichtiges Stück Geschichte. An der feierlichen Enthüllung am Dienstag, 11. März, haben neben Pröpstin Almut Witt und der Künstlerin Ute Diez auch Walter Joshua Pannbacker von der Jüdischen Gemeinde Kiel und Stadtpräsidentin Bettina Aust teilgenommen. 

Arthur Posner war in Kiel der letzte Rabbiner der jüdischen Gemeinde in der Synagoge Goethestraße vor der Shoah. Zusammen mit seiner Frau Rahel und ihren drei Kindern flüchtete er am 11. Juni 1933 über Antwerpen nach Israel.

Jürgen Schindler,