„Ich möchte nicht erst wie so eine ausgelutschte Zitrone im Gottesdienst stehen. Es ist gut, jetzt zu gehen“, sagt Pastor Dirk Große. Am kommenden Sonntag, 7. Juli, verabschiedet er sich in Altenholz beim Gottesdienst im Eivind-Berggrav-Zentrum um 14 Uhr in den Ruhestand.
Von „ausgelutschter Zitrone“ scheint Dirk Große noch weit entfernt zu sein. „Ich habe noch soviel Lust und so viele Ideen“, meint der Pastor. Doch oft genug habe während seines Berufslebens die Familie zurückstecken müssen. „Meine Frau geht gleichzeitig mit mir in Ruhestand, und jetzt sind wir mal dran! Wir wollen diese Zeit aktiv miteinander erleben“, erklärt Große.
Selbstbewusst schaut er auf 21 Jahre als Pastor in Altenholz zurück, zuletzt in der Ev.-Luth. Kompassgemeinde. Wie er am 1. Februar 2003 angefangen hat, habe er eine Kirchengemeinde mit Konflikten vorgefunden. Man sei einander in „vornehmer Distanziertheit“ begegnet. „Heute zählt in Altenholz das Wir“, findet Große. Stolz erzählt er von den jährlichen Ehrenamtsfesten mit zuletzt 150 Leuten. Wie er selbst für die Teilnehmer gekocht hat, zusammen mit seinem Amtskollegen Okke Breckling-Jensen. „Okke und ich, das war ein Glücksfall. Wir haben uns immer super verstanden, es war ein echter Segen.“
Breckling-Jensen kam wenige Monate nach Große in die Kirchengemeinde. Zusammen mit dem Team in Altenholz haben sie Vieles bewegt. „Zu 500 Jahre Reformation hatten wir hier eine Hammerveranstaltung mit Poetry Slam über Luther und mit Jazz. Die Kirche war gerammelt voll“, blickt Große zurück. Dann die wiederkehrenden Sommerfeste, die Nacht der Kirchen, die Taufen am Strand, die Gottesdienste draußen, etwa der Spargelgottesdienst.
Mit all den Angeboten wollte Große einen Schritt auf die Menschen zugehen. Das galt auch für das Zwischenmenschliche. Im örtlichen Gymnasium waren er und sein Kollege eine Zeit lang als Schulseelsorger aktiv. Bis heute trifft sich monatlich die Trauergruppe für Menschen, die einen Partner verloren haben. „Darin geht es nicht um den Glauben, sondern darum, wie man mit dem Verlust klarkommt. Ich leite die Gruppe, ich missioniere sie nicht“, betont Große.
Im Gottesdienst hat der Pastor gerne mit neuen Formen gespielt. Beispielsweise hat er in der Predigt mal einen Dialog quasi mit sich selbst geführt und die Besucher durch Fragen mit einbezogen. „Man muss die vorgegebenen Predigttexte schon ernst nehmen, selbst wenn sie schwierig sind“, ist Große überzeugt. „Aber was man daraus macht, muss immer Relevanz haben für das Leben der Menschen, die in die Kirche kommen.“ Genauso spielte Musik in seinen Gottesdiensten oft eine besondere Rolle. Und in dem Punkt bleibt Dirk Große sich auch bei seiner Verabschiedung am 7. Juli treu. Da wird es um seine Lieblingsband und ihre Musik gehen. Mehr möchte der scheidende Pastor vorher nicht verraten.
Jürgen Schindler,