Monika Behrend
© Jürgen Schindler
Pastorin Monika Behrend

Hotel, Pflege und jetzt Pastorin

Monika Behrend fängt in der Kieler Friedensgemeinde an.

Übersicht aller Nachrichten

Wenn Monika Behrend aus ihrem Leben erzählt, fragt man sich unwillkürlich: Wie alt ist die neue Pastorin der Kieler Friedensgemeinde? Sie war schon Hotelfachfrau, Altenpflegerin, hat Theologie studiert und drei Kinder bekommen. "Ich bin vierzig Jahre alt und endlich da angekommen, wo ich hinwollte. Das ist ein unglaubliches Gefühl", freut sich Monika Behrend.

In der evangelisch-lutherischen Friedensgemeinde verstärkt sie das Team aus Pastorinnen und Pastoren um eine zusätzliche halbe Stelle. Zwischen Hauptbahnhof, Südfriedhof und Kronshagener Weg möchte sie sich zunächst auf die Jugendarbeit und den Konfirmandenunterricht stürzen - gemeinsam mit Gemeindekollegin Franziska Voß. "Es ist unglaublich spannend, wie junge Leute sich Gott vorstellen. Ist er männlich oder weiblich? Gibt es Gott überhaupt? Über diese Fragen möchte ich mit ihnen ins Gespräch kommen", wünscht sich Behrend. Der neuen Pastorin schweben Gottesdienste in einer Sprache vor, in der sich die Jugendlichen wiederfinden und mit ihrer Musik.

Darüber hinaus übernimmt Behrend in der Friedensgemeinde die klassischen Aufgaben einer Pastorin: Sie wird Gottesdienste feiern, taufen, konfirmieren, trauen und beerdigen. "Es rattert schon in meinem Kopf, was man in Zukunft sonst noch machen könnte", berichtet sie.

Lebenserfahrung bringt die 40-Jährige jede Menge mit. "Als junges Mädchen wollte ich eine Zeit lang Nonne werden. Aber ich wollte ja auch heiraten und Kinder kriegen", meint Behrend und zuckt mit den Schultern. Aufgewachsen ist sie in Polen, mit ihrer deutschstämmigen Mutter kam sie als Jugendliche nach Deutschland. In Dithmarschen absolvierte die junge Frau eine Ausbildung zur Hotelfachkraft: Rezeption, Küche, Service, Zimmer machen, Tische decken. Es folgte eine zweite Ausbildung in der Altenpflege in Kiel. "Dort bin ich mit der Hospizarbeit in Kontakt gekommen und mit einer Frau, die mir den evangelischen Glauben erklärt hat. Das hat mich entflammt", erzählt die Pastorin.

Diese Begegnung war so nachdrücklich, dass Behrend neben der Arbeit im Altenheim das Abendgymnasium besuchte. In Polen katholisch aufgewachsen, konvertierte sie zum Protestantismus und begann Evangelische Theologie an der Christian-Albrechts-Universität zu studieren. "Und im Laufe des Studiums haben mein Mann und ich drei Kinder bekommen. Ich erinnere noch, wie ich meinen Sohn mit an der Uni genommen habe, ihn dort gewickelt und gestillt habe."

Nach dem Vikariat in Flemhude ist die Kieler Friedensgemeinde nun Behrends erste Stelle als sogenannte Pastorin im Probedienst für drei Jahre. Danach kann sie "ordentliche" Pastorin auf Lebenszeit werden.

Sollte die Theologin einmal nicht zwischen Kanzel und Gemeindegruppen herumwuseln, dann ist sie wahrscheinlich auf dem Campingplatz. "Wir haben am Plöner See unseren Wohnwagen stehen und fahren mit den Kindern so oft wir können dorthin. Es ist toll, wenn sie draußen spielen können", findet Behrend. Sie selbst ist übrigens auch mit 40 Jahren noch spielebegeistert: "Skat und Doppelkopf mag ich, und wir machen ganz viele Gesellschaftsspiele."

Jürgen Schindler,