Wie heizen wir in Zukunft unsere Gotteshäuser? Diese Frage haben Kirchenvertreter auf ei-ner Konferenz zu „wohltemperierten Kirchen“ in der Offenen Kirche St. Nikolai in Kiel am Freitag (27.9.) diskutiert. Riesige Räume, von denen manche vielleicht nur ein-, zweimal wöchentlich genutzt werden, stellen Kirchengemeinden in Zeiten von Klimakrise und Energiekosten vor Herausforderungen. Rund 50 Haupt- und Ehrenamtliche aus Schleswig-Holstein hörten dazu Experten, tauschten Probleme und Lösungen aus.
Der Treffpunkt Kieler Nikolaikirche war dabei kein Zufall. Im letzten Jahr wurde hier im Wahrzeichen am Alten Markt ein neues Heizung- und Lüftungssystem eingebaut, ein halbes Jahr war dafür die besucherstärkste Kirche der Landeshauptstadt geschlossen. Architekt Heiko Seidel konnte als erster Referent der Konferenz in Fotos und Bauzeichnungen zeigen, wie hier der Kampf gegen die Tücken von starken Schwankungen in Temperatur und Luftfeuchtigkeit aufgenommen wurde. Aus Schweden ist als Referent Magnus Wessberg angereist. Für die Universität Uppsala forscht er zu Schimmelvermeidung in Kirchen.
Die Ansprüche an zukünftige Raumklimakonzepte sind hoch und teils gegensätzlich: In den Kirchen sollen sich Menschen wohlfühlen, aber auch Einrichtung und Kunstwerke konserviert werden sowie Schimmel verhindert. Darüber hinaus muss ein Konzept klimaschonend und bezahlbar sein, in allen Baumaßnahmen denkmalgerecht und dann auch noch praxistauglich bitte. Sich da zu vernetzen ist unabdingbar, findet Angela Struck aus Nortorf. Die Zimmerermeisterin engagiert sich ehrenamtlich im Bauausschuss ihrer Kirchengemeinde, dort ist schon einiges passiert: „Aber wir gucken heute, was machen die anderen, und was davon können wir auch nutzen?“ Sie hat sich beispielsweise mit Robert Mattay unterhalten, der in der St. Annen-Kirche in Dithmarschen gute Erfahrungen mit Luftentfeuchtern gemacht hat.
Eingeladen zu dieser Konferenz hatten Julia-Maria Hermann und ihre Kolleginnen als Klimaschutzmanagerinnen. Hermann arbeitet in den Kirchenkreisen Altholstein und Rendsburg-Eckernförde und begleitet auch Kirchengemeinden bei Klimaschutzmaßnahmen. „Je mehr Expertise hier zusammenkommt und sich austauscht, desto leichter fallen später die Diskussionen vor Ort“, erklärte sie. Außerdem hoffe sie auf Nachahmer.
Die Konferenz in Kiel ist Teil des Klimaschutzprojektes „Strategische Individuelle Kirchentemperierung“ (StrIKT) der beiden Ev.-Luth Kirchenkreise Altholstein und Rendsburg-Eckernförde. Der Altholsteiner Propst Stefan Block wies darauf hin, dass alle Kirchenkreise der Nordkirche inzwischen Stellen für professionelles Klimaschutzmanagement eingerichtet haben. „So sind wir nicht nur mit gutem Willen und Glauben ausgestattet, sondern auch mit Fachkompetenz.“
Der Satz des Tages kam von Referent Michael Eggers aus Lütau. Er erklärte in seinem Vortrag, wie die Kirchengemeinde es geschafft hat, über ein Wärmenetz Kita und Kirche mit einer eigenen Knickholzanlage sowie Solarstrom zu heizen. Er schloss mit den Worten: „Ja, wir sind klimaneutral, und ich kann nur sagen, machen Sie´s auch.“
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