Kreuzigungsszene

Markuspassion in Kiel

Aufführung von Bachs verschollenem Werk in St. Nikolai

Übersicht aller Nachrichten

Der Urtext, also die Noten, die Johann Sebastian Bach schrieb, ist verschollen. Dennoch erklingt am Sonntag, 6. April, in der St. Nikolaikirche in Kiel seine Markus-Passion. Um 17 Uhr führt der SanktNikolaiChor dieses außergewöhnliche Werk des Leipziger Thomaskantors unter der Leitung von Volkmar Zehner auf.

Als Vokalsolisten wirken Rosa Amata Lüttschwager (Sopran), David Erler (Altus) und Stephan Zelck (Tenor) mit. Es spielt das Barockorchester Ensemble 158.

Karten für dieses Konzert sind an der Abendkasse oder im Vorverkauf erhältlich: in Kiel bei Ruth König Klassik und im Internet unter st-nikolai-kiel.reservix.de – zum Preis von 5 bis 25 Euro.

Nach der Johannes-Passion 1724 und der Matthäus-Passion 1727 war die Markus-Passion die dritte große Passionsvertonung, die Johann Sebastian Bach in Leipzig komponierte. Die Uraufführung fand am Karfreitag des Jahres 1731 statt. Eine weitere Aufführung in einer überarbeiteten Fassung ist für 1744 dokumentiert. Danach verliert sich die Spur dieses Werkes.

Die Noten sind bis heute nicht wieder aufgetaucht – weder im Urtext noch in einer Abschrift. Jedoch ist das Libretto in mehreren vollständigen Drucken überliefert. Es stammt vom Leipziger Dichter Christian Friedrich Henrici, besser bekannt unter seinem Pseudonym Picander. Anhand dessen ließen sich weite Teile der Markus-Passion rekonstruieren. Denn während Bach seine ersten beiden Passionsvertonungen jeweils neu komponierte, griff er für dieses Werk auf bereits vorliegende Musik zurück. Nachweislich verwendete der Thomaskantor Teile aus der Trauerode, die er anlässlich des Todes der Ehefrau des sächsischen Kurfürsten schuf. Andere Parts sind seiner Kantate „Widerstehe doch deiner Sünde“ entliehen.

In Kiel musiziert der SanktNikolaiChor gemeinsam mit den Solisten die auf diese Weise rekonstruierten Teile: Eingangs- und Schlusschor, die Arien und Choräle. Der fehlende Evangeliumstext wird von einem Sprecher und dem Chor vorgetragen.

Jürgen Schindler,