Pastorin Ulrike Schilling
© Stefanie Rasmussen-Brodersen
Pastorin Ulrike Schilling

Ohne Kittel

Abschied für Klinikseelsorgerin Pastorin Ulrike Schilling

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Pastorin Ulrike Schilling, Klinikseelsorgerin im Städtischen Krankenhaus Kiel, geht in den Ruhestand. Sie wird am Pfingstmontag, 29. Mai, in einem Gottesdienst um 11 Uhr in der Kieler Ansgarkirche (Holtenauer Straße) verabschiedet.

Als Klinikseelsorgerin war Ulrike Schilling gut im Besuchen. Zwischen Tropf und Rollnachttisch fragt sie im Krankenzimmer immer erst, ob sie sich setzen darf. Oft darf sie. Dann schnappt sie sich einen Stuhl und redet, hört zu, schweigt oder betet mit den Kranken, sie ist einfach da. Auch für Angehörige, wenn es schlimme Nachrichten gibt oder für Mitarbeitende, wenn sie etwas auf dem Herzen haben. „Während der Corona-Pandemie, da waren wir ja die einzigen, die Kranke besuchen durften. Das war oft schwer“, erinnert sich Schilling. Froh ist sie, „wenn ein Besuch die Situation ein klein bisschen leichter macht, sich etwas Neues auftut oder einfach irgendwie Frieden einkehrt.“

Die Theologin ist seit gut acht Jahren Klinikseelsorgerin im Städtischen Krankenhaus Kiel. Zum 1. Juni geht die 65-Jährige in den Ruhestand. Sie ist einen weiten Weg gegangen von ihrer ersten Pfarrstelle in der Nähe von Kassel. Seit gut 30 Jahren lebt sie mit ihrem Mann in Kiel, die beiden haben vier Söhne hier großgezogen. In der Landeshauptstadt arbeitete Schilling als Pastorin in der Ansgarkirche und im Kieler Verein „Frauennetzwerk zur Arbeitssituation“, hat außerdem eine Ausbildung zur Supervisorin gemacht. „Die Krankenhausseelsorge habe ich aber immer im Hinterkopf gehabt“, erklärt sie. Ende 2014 wechselte sie auf die Stelle im Städtischen: „Dieser Beruf ist nochmal eine Summe dessen, was ich vorher gemacht habe.“

Wie viele Menschen sie hier schon getroffen hat, kann Schilling nicht sagen. Nur, dass der Kontakt meist schnell da war und dass die Seelsorgerinnen im Krankenhaus nun mal eine Sonderstellung haben. „Wir tragen keinen Kittel. Wir haben Zeit. Wir sitzen, im Gegensatz zur Visite, die immer steht.“ Die Pastorin versteht sich als Teil eines Teams, beispielsweise mit ihrer Amtskollegin Pastorin Wiebke Ahlfs oder den ehrenamtlichen „Grünen Damen und Herren“. Sie helfen Menschen in Extremsituationen des Lebens und des Sterbens. „Diese Gespräche mit Patienten oder Angehörigen sind immer ein Geben und Nehmen. Und manchmal sagt jemand: `Ach, das tat gut, das mal auszusprechen´.“

Zwar wird es ab Juli keine abendlichen Notrufe oder regelmäßige Gottesdienste im Andachtsraum mehr für Ulrike Schilling geben, langweilen wird sie sich aber sicher nicht. Ehrenamtlich hilft sie weiter verwaisten Eltern, schreibt Predigttexte und neben der Bratsche wird sie vielleicht ihr Klavierspiel auffrischen. Außerdem, wie sollte es anders sein, freut sie sich auf mehr Zeit für Besuche. Bei ihrer Mutter in Freiburg, bei Freunden und Verwandten. Denn im Besuchen – ist sie wirklich gut.

Stefanei Rasmussen-Brodersen,