Pastorin Gesa Bartholomae
© Stefanie Rasmussen-Brodersen
Pastorin Gesa Bartholomae am Tisch im Arbeitszimmer

Abschied in den Ruhestand

Pastorin Gesa Bartholomae wird in Kiel entpflichtet.

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Pastorin Gesa Bartholomae verabschiedet sich in den Ruhestand. Am Sonntag, 1. Dezember, wird sie um 18 Uhr in der Kieler Lutherkirche am Schrevenpark von Pröpstin Almut Witt von ihren Aufgaben entpflichtet.

„Den Schlüssel zur Kirche darf ich behalten“, erzählt Bartolomae schmunzelnd. Anders als viele Pastorinnen im Ruhestand zieht sie sich nicht völlig aus der Lutherkirchengemeinde zu-rück. Dennoch wird sich vieles ändern: Sie räumt ihr Arbeitszimmer, keine Gremiensitzungen mehr, keine Taufen oder Trauungen. „Bisher hatte ich viele Termine und musste meine Frei-zeit drum herum gestalten. Jetzt wird es genau anders herum sein.“ Dabei wird sie in mit ihrem Mann in Kiel Holtenau wohnen bleiben. Immerhin, die kleinen spirituellen und meditativen An-dachten in der Lutherkirchengemeinde betreut die Pastorin weiter: „Das ist mein kleines Ste-ckenpferd und war so meine Lücke in dieser Gemeinde.“

Begonnen hat Gesa Bartholomae ihren Pfarrdienst nach dem Studium 1985 als Vikarin in Hamburg. Als sie damals in die Kirchengemeinde kam, „war das ein Realitätsschock“. Denn ihre Kindheit und Jugend war geprägt von der frommen Ausrichtung der „Hermannsburger Mission“ nahe Celle, wo ihr Vater arbeitete. Das habe sie sehr inspiriert. „Eigentlich war damals der Plan, einen Missionar zu heiraten“, erinnert sich die Pastorin. Noch heute ist diese Frömmigkeit im Alltag wichtig für die Theologin. Sie ist Vorsitzende im Trägerkreisverein für das Evangelische Gethsemanekloster Riechenberg: „Eine geistliche Heimat, ein Weg zum Reich Gottes. Dieses Haus der Einkehr und Stille liegt mir sehr am Herzen.“

Nach zehn Jahren im Beruf brach Gesa Bartholomae aus: Sie ging 1995 der Liebe wegen nach England, arbeitete in der Altenpflege und verkaufte selbstgenähte Patchworkmode. „Ich musste auf Abstand gehen und erfahren, ich kann auch anders, ich muss nicht Pastorin sein“, erinnert sie sich. „Als ich dann nach fünf Jahren zurückkam, war es nicht vorgezeichnet, sondern meine eigene Entscheidung.“ Sie übernahm die Studierendengemeinde an der Kieler Universität. „Das war toll, aber eine Herausforderung“, erzählt die Pastorin. „Man musste immer wieder neue Menschen motivieren, nichts war selbstverständlich.“

Seit 2007 hat sie eine halbe Stelle in der Kieler Lutherkirchengemeinde am Schrevenpark, gab schließlich die Studierendengemeinde ab. „Hier in Luther habe ich so richtig schätzen gelernt, wie viele so unterschiedliche Menschen mir in meinem Beruf begegnen. Dazu ein offener, fairer Umgang im Kirchengemeinderat, eine lebendige Gemeinde, die auch einfach mal etwas ausprobiert.“ Gesa Bartholomae lacht: „Da wird einiges an Kontakten und Tätigkeiten wegfallen, und mir war ein bisschen mulmig, was soll man denn mit der ganzen Zeit machen?“ Deshalb habe sie sich vorgenommen, den Ruhestand erst einmal wörtlich zu nehmen: „Ruhe wird ab sofort mein Beruf sein, im wörtlichen Sinne Seelenruhe. Ich werde einfach mal gucken, wie sich das anfühlt.“

Stefanie Rasmussen-Brodersen,