
Propst Block geht in den Ruhestand
Verabschiedung am Reformationstag in der Anscharkirche
Übersicht aller NachrichtenEr hat der evangelischen Kirche vom Kieler Stadtrand bis ins Hamburger Umland mehr als zwei Jahrzehnte lang ein Gesicht gegeben. Nun geht Stefan Block, Propst des Ev.-Luth. Kirchenkreises Altholstein, in den Ruhestand. In einem feierlichen Gottesdienst am Reformationstag (31.10.) um 15 Uhr in der Anscharkirche entpflichtet ihn Bischöfin Nora Steen von seinen Aufgaben.
„Das waren 23 wunderbare Jahre, trotz vielleicht mancher Krisen, wenig Schlaf und kaum Freizeit. Und ich bin stolz auf Neumünster und darauf, dass wir als Kirche ein wichtiger Teil dieser Stadt sein dürfen“, sagt Stefan Block. Wer ihn kennt, weiß, dass er das nicht einfach so daher sagt.
„Als ich hier 2001 meinen Dienst als Propst begonnen habe, habe ich schon eine gewisse Skepsis in der Stadt gespürt. Das Vertrauen musste ich mir erst erarbeiten.“ Ausgerechnet in seinen ersten Jahren legte sich Block mit der halben Stadt an, weil er auf den Schutz des Sonntags pochte. Verkaufsoffene Sonntage im Advent: nicht mit ihm. Am Schluss einigten sich alle auf einen guten Kompromiss. Denn auch das ist Stefan Block: Er weiß beharrlich etwas zu verteidigen, kann sich aber ebenfalls selbst korrigieren, vermitteln und helfen, Gräben zuzuschütten.
So ist es nicht verwunderlich, dass der scheidende Propst im Jahr 2010 zu den Gründungsmitgliedern des Runden Tisches für Toleranz und Demokratie gehört und übrigens auch dessen Namensgeber war. „Mir ging es immer darum, Zeichen zu setzen und auch als Kirche in der Stadt Präsenz zu zeigen.“ Als Neumünster wenig später für „Bunt statt braun“, also gegen Rechtsextremismus demonstrierte, war Block selbstverständlich dabei.
Mit seiner gleichzeitig kritischen wie konstruktiven Haltung wollte Block aus seinem christlichen Glauben heraus Antworten und Orientierung geben: „Wenn jeder Autokonzern heute eine Mission hat, dann wir als Kirche erst recht.“ Deshalb initiierte er auch eine Veranstaltungsreihe für Menschen in den Gemeinden unter der Fragestellung, was heute missionarische Kirche heißt. „Mir ist es wichtig, dass wir darüber sprechen, wofür wir brennen, dass wir positiv über den Glauben ins Gespräch kommen, ohne gleich Abwehr zu ernten oder sogar belehren zu wollen.“
Das kam an in Neumünster. Über all die Jahre pflegte Block beste Kontakte zu den anderen Konfessionen in der Stadt, genauso wie zu den anderen Religionen. In den Moscheen war er ein gern gesehener Gast. Zum Jubiläum „500 Jahre Reformation“ sorgte der Propst unter anderem mit einer Banneraktion mit Sprüchen von Martin Luther für Gesprächsstoff in der Stadt. Auf die Kanzel der Anscharkirche lud er regelmäßig Bürger Neumünsters, wie beispielsweise die Stadtpräsidentin Anna-Katharina Schättiger.
Auf manche wirkte Block dadurch vielleicht eher wie ein „Elder Statesmen“. Dabei mischte er sich in seinen 23 Jahren genauso gerne unters Volk. „Unser Sonnenblumenball in der Stadthalle war legendär und immer ausverkauft, da wurde getanzt und gelacht“, erinnert sich der Propst. „Und die Betstunde mit den Gilden, mit den Witten Büxen und den Grönen Mützen, war auch immer ein Highlight für mich.“
Doch nicht nur in der Stadt, auch im Ev.-Luth. Kirchenkreis Altholstein hat Block deutliche Spuren hinterlassen. Er war in wechselnden Konstellationen für die Kirchengemeinden von Henstedt-Ulzburg bis an die südliche Kieler Stadtgrenze ein Ansprechpartner und für deren Pastorinnen und Pastoren ein geschätzter Vorgesetzter. In den zurückliegenden Jahren hat sich der Propst stark dem Klimaschutz im Kirchenkreis verschrieben. Auf sein Engagement hin entstanden unter anderem Richtlinien für die umweltverträgliche Verpachtung von Kirchenland: eine Vorlage, die zwischenzeitlich von der Nordkirche adaptiert worden ist.
Doch bald liegt nun alles hinter Stefan Block. Er wird den Kirchenkreis Altholstein und sein Pastorat in Neumünster verlassen und mit seiner Frau Karen in Kirchbarkau leben. „Ich möchte endlich mal wieder meine musikalische Ader ausleben, im Chor singen und ins Konzert gehen.“ Und dann will der Hobby-Ornithologe sich noch all dem widmen, was flattert und zwitschert. Block scherzt: „Vielleicht lande ich ja mal noch irgendwo als Vogelwart. Das würde mir auch Spaß machen.“
Jürgen Schindler,